Der Weg dorthin ist für das hauptsächlich von Buddhisten bewohnte Bhutan nicht weit. Denn neben der Rücksicht auf das mentale Wohlergehen der Bevölkerung ist der Schutz der Umwelt schon heute ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaftspolitik des Landes.

"Bhutan hat sich für eine grüne Wirtschaft entschieden", sagt Landwirtschaftsminister Pema Gyamtsho. Doch das gelinge nicht "über Nacht". Die Regierung hat sich deshalb einen Zeitrahmen von zehn Jahren gesetzt, in denen sie den rein biologischen Anbau von Getreide, Reis, Kartoffeln und Früchten zur nationalen Pflicht machen will. Der Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft stehe nicht im Einklang mit dem Buddhismus, begründet der Minister. Der Glaube verlange, in Einklang mit der Natur zu leben.

Für die 700.000 Einwohner von Bhutan ist die Landwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftszweig. Zwei Drittel von ihnen leben davon, den Boden in den fruchtbaren Ebenen im Süden, an den Himalaya-Gipfeln und in den tiefen Tälern im Norden zu nutzen. Da ein Großteil des Landes aber von Wald bewachsen ist, bleiben laut Gyamtsho ohnehin nur drei Prozent der Fläche des Landes, um Getreide anzubauen. Im internationalen Vergleich sei der Einsatz von chemikalischen Düngemitteln dort schon gering.

Die Mehrheit der Bauern setze zwangsläufig bereits auf den rein ökologischen Anbau, bekräftigt der Landwirtschaftsminister. "Nur in Gegenden, die mit Straßen zu erreichen sind oder in die sich etwas leicht transportieren lässt, haben Bauern Zugang zu Chemikalien", sagt Gyamtsho. In großen Tälern wie dem, in dem die Hauptstadt Thimphu liegt, werden sie seinen Angaben zufolge eingesetzt, um Unkraut zu bekämpfen, das sich schwer per Hand aus dem Boden ziehen lässt.

Alternativen zu den Wirtschaftsindikatoren

Das Öko-Konzept passt in die Lebenswelt der Menschen in Bhutan. Viel beachtet ist auch fünf Jahre nach der Einführung immer noch das Modell des Bruttoinlandsglücks, das Wohlstand nicht nur durch Wirtschaftswachstum definiert. Der Index für das nationale Glück berücksichtigt auch Faktoren wie Verteilung des Reichtums und Gesundheit - und bot selbst schon bei den Vereinten Nationen Diskussionsstoff bei der Suche nach Alternativen zur Messung des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Und auch sonst geht Bhutan gern andere Wege: Bis 1999 war das Fernsehen verboten. Massentourismus ist für den Mini-Staat tabu. Und im vergangenen Jahr kürte das Land noch den Dienstag zum Tag der Fußgänger. Aus den Stadtzentren werden damit einmal pro Woche Autos verbannt.

Den angestrebten Titel als erster Öko-Staat könnte aber auch die kleine Insel Niue im Südpazifik für sich reklamieren. Ihre gerade einmal 1300 Einwohner wollen es schon zwischen 2015 und 2020 - und damit vermutlich etwas früher als Bhutan - schaffen, rein ökologisch zu leben.

Der Markt für Bio-Lebensmittel sei vor allem für kleine Staaten besonders interessant, sagt Nadia Scialabba von der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO). Sie seien quantitativ nicht wettbewerbsfähig, könnten dafür aber mit Qualität punkten.

Bhutan exportiert schon heute seltene Pilze nach Japan und liefert Gemüse an hochklassige Hotels in Thailand. Äpfel gehen unter anderem nach Indien, Reis in die USA. Mit seiner Öko-Politik könnte sich Bhutan einen Marktvorteil verschaffen und sich höhere Preise sichern, glaubt Peter Melchett von der britischen Öko-Bewegung Soil Association. Ein weiterer Beitrag zum Glück des Landes.