Es gibt schlechtere Einflüsse als diese: Graz erliegt gerade seiner Italophilie und kultiviert vermehrt seine in Reiseführern schon fast zur Floskel verkommene „Italianità“! Dabei sind die Anleihen der steirischen Landeshauptstadt an der Architektur Italiens und an dem Lebensgefühl der Italiener nicht nur hohle Phrase.

über den Mehlplatz Richtung Prokopigasse und wirft einen Blick hinauf auf die Fassaden der Häuser: wie in Italien. Oder nehmen wir das Franziskanerviertel, eine der romantischen Gegenden in der Altstadt – inklusive Kopfsteinpflaster und alten Läden und Lokalen, die sich rund um den Platz an die Außenmauern der Franziskanerkirche schmiegen.
Wenn an warmen Sommerabenden nur mehr Kerzenlicht auf den Tischen den Platz erhellt, es nach Fisch und Pizza duftet und alle kühle Getränke schlürfen, könnte man meinen, in Siena oder Verona zu sein.

Neben Kopfsteinpflaster, südlichem Flair (das man oft erst im Vergleich nach der Rückkehr aus anderen österreichischen Städten erkennt) und den vielen Straßencafés, erzählt auch manches Renaissancegebäude von einer gemeinsamen Geschichte. Graz und Italien verbinden etwa die Architekten Domenico dell’Allio, der das Landhaus entworfen hat, und Pietro de Pomis, der für Kaiser Ferdinand II. das Mausoleum erbaute. De Promis hat auch Schloss Eggenberg errichtet.

Na dann: spritzig durch den Sommer
Na dann: spritzig durch den Sommer © popout - stock.adobe.com

Campari & Co. Und zu aller südlichen Kulisse kommt das italienische Essen. Und Trinken. Der duftende Espresso, der spritzige Aperol, der herbe Campari. Diese und so manch anderer italienische Klassiker sind in Graz bestens „integriert“! Letztgenannter ist ein Likör, der nach altem Rezept hergestellt wird. Von den über 80 Zutaten sind nur einige bekannt, dazu gehören Chinin und bittere Kräuter, Rhabarber, Granatapfel, Ginseng, Zitrusöl und Orangenschalen.

Und wo sind sie nun, die „Italo-Hotspots“ von Graz? Im Capperi, im Peppino im Hofkeller, in der „Enoteca dei Ciclopi“. Um nur drei zu nennen. Das jüngste Stück Italien in Graz ist die Bar Campari, die im Delikatessen-Geschäft Frankowitsch betrieben wird. Roter Samt, Terrazzoboden, eine Soda-Anlage aus Mailand. In dieser Bar sollen die Grazer auf den Geschmack der Aperitivo-Kultur kommen, heißt es. Dabei sind sie das schon längst.

Andrea Süßenbacher, Krimiautorin "Tod und Amore".
Andrea Süßenbacher, Krimiautorin "Tod und Amore". © ELSNER_riccio.at