So süß schmeckten die ersten Frühlingsvorboten in Form von wärmenden Sonnenstrahlen und Temperaturen, bei denen man den Schal gerne zu Hause ließ – so eiskalt holt uns die Realität des Wetters am Wochenende wieder ein. Außergewöhnlich tiefe Temperaturen für diese Jahreszeit und Schneefall wurden für den Süden des Landes vorhergesagt – der astronomische Frühlingsbeginn am 20. März könnte frostig werden. Bei einem solchen Auf und Ab der Temperaturen ist es ja kein Wunder, dass man krank wird, denkt man sich da. Doch stimmt das auch? Macht uns der Wetterwechsel krank? Das haben wir den Umweltmediziner Hans-Peter Hutter (MedUni Wien) gefragt.

„Was wir gerade erleben, entspricht einem Hin- und Rückflug in die Tropen“, sagt er. Solche Temperaturunterschiede von bis zu 25 Grad – von plus 15 zu minus 5 bis 10 Grad – innerhalb kürzester Zeit würde man sonst nur durch eine Fernreise erleben. Und so, wie man im Urlaub einige Zeit braucht, um sich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen, fordert auch der Temperatursprung in heimischen Gefilden Anpassungsleistungen des Körpers ein.

Prinzipiell, sagt Hutter, ist unser Körper sehr gut in der Lage, mit wechselnden Temperaturen umzugehen. Bei Kälte werden die Gefäße in den Extremitäten verengt, um die Körpertemperatur zu erhalten – der Blutdruck steigt kurzfristig an. Wird es warm, erweitert der Körper wiederum die Blutgefäße, um sich so abzukühlen – für Menschen mit ohnehin niedrigem Blutdruck kann das eine zusätzliche Belastung sein. „Dafür braucht das Herz-Kreislauf-System natürlich eine gewisse Phase der Anpassung“, sagt Hutter.

Ob diese Belastung als unangenehm wahrgenommen wird, sei individuell sehr unterschiedlich: Manche merken gar nichts davon, andere wiederum sprechen von der „Wetterfühligkeit“. Die kann sich durch Müdigkeit, Abgeschlagenheit, ein erhöhtes Schlafbedürfnis oder ein „Es geht mir nicht gut“-Gefühl äußern. Pathophysiologisch gesehen, sei das durchaus nachvollziehbar, sagt Hutter: „Der Organismus ist mit dieser Anpassung an die Umweltfaktoren beschäftigt, dadurch stehen weniger Ressourcen zur Verfügung.“

Immunsystem weniger schlagkräftig

Um abrupte Wetterwechsel gut zu überstehen, rät Hutter zur Vernunft: Man müsse die Kleidung an das Wetter vor der Tür anpassen. Denn auch wenn die Tage wärmer werden, sind Abende und Nächte noch empfindlich kälter – dafür ist das Zwiebelschalenprinzip angesagt, sodass man Kleidungshüllen ab- und wieder anlegen kann. Durch die richtige Kleidung könne man auch verhindern, dass der Wetterwechsel krank macht: Sinken die Temperaturen, ist das Immunsystem weniger „schlagkräftig“ – und die Ansteckung mit krankmachenden Keimen passiert leichter. Abgesehen davon sollten wir mit dem Wetterwechsel aber fertigwerden – und können uns schon auf das nächste „gesundheitliche Umweltphänomen“ vorbereiten: die Frühjahrsmüdigkeit.