Bei seinem Auftritt vor der Presse trug er eine futuristische Halskrause und verkündete eine für Metal-Fans gar apokalyptische Botschaft: „Ich habe darüber nachgedacht und muss sagen, Headbanging ist nicht gut.“ Zu dieser Einsicht gelangte Yoshiki, der Schlagzeuger der japanischen Heavy-Metal-Band Japan X, nachdem ihm in einer Notoperation ein künstlicher Halswirbel eingesetzt werden musste.

Sein Neurochirurg hatte ihm gesagt, seine Halsverletzungen seien so schwerwiegend, dass ein Rugby-Profi damit seine Karriere beendet hätte. Die Band ist bekannt für den gnadenlosen Körpereinsatz auf der Bühne - Drummer Yoshiki bezahlte dafür mit einem Halswirbel.

Gehirnblutung

Es ist nicht das erste Mal, dass Headbanging schlechte Presse bekommt: Deutsche Ärzte beschrieben den Fall eines Heavy-Metal-Fans, der nach einem Konzert mit einer Gehirnblutung ins Spital kam. Der Fall war für die Neurologen zunächst ein Rätsel. Erst durch intensives Nachfragen stellte sich heraus, dass der Betroffene bei einem Konzert der Band Motörhead war - und es dort mit dem Kopfschütteln übertrieben hatte.

Die behandelnden Ärzte schränkten ein: „Wir wollen keineswegs die Musik verteufeln“, sagte Neurochirurg Ariyan Pirayesh. Doch sei die Verletzungsgefahr nun einmal größer, wenn man sich zu Songs mit 200 Beats pro Minute bewegt, als wenn man zu klassischer Musik wippt. „Solche Verletzungen sind aber extrem selten“, sagte Pirayesh.

Das unterstreicht auch Sonja Obmann, Neurologin am Klinikum Klagenfurt: „Verletzungen durchs Headbanging sind die Ausnahme, wenn man bedenkt, wie viele Menschen das betreiben.“ Zwar gebe es beschriebene Fälle von Blutergüssen im Kopf, doch die Betroffenen hatten meist schon vorher Schädigungen der Gefäße. Ein erhöhtes Risiko bestehe auch für Menschen, die bereits an Bandscheibenvorfällen leiden oder Probleme mit der Halswirbelsäule haben.

Verspannungen und Schlaganfall

„Verletzungen durchs Headbanging sehen wir sehr selten“, sagt auch Thomas Gattringer, Neurologe an der Med Uni Graz. Doch Nebenwirkungen sind möglich - tatsächlich auch schwerwiegende.

Zunächst könne es zu Verspannungen der Nackenmuskulatur und dadurch zu Bewegungseinschränkungen kommen - was sich nach einigen Tagen jedoch wieder legt. Schwere Komplikationen seien zwar selten, doch Gattringer selbst hatte schon einen Patienten, der nach einem Konzert einen Schlaganfall erlitt. Ein Gefäß, das nahe der Halswirbelsäule verläuft, war durch die extreme Bewegung eingerissen, ein Blutgerinnsel entstand und führte zum Schlaganfall.

Auch er unterstreicht, dass Menschen, die bereits Verletzungen des Schädels oder der Halswirbelsäule hatten, besonders vorsichtig sein sollten. „Aus neurologischer Sicht ist exzessives Headbanging nicht zu empfehlen“, sagt Gattringer.

Ab zum Arzt

Sein Rat, um sich vor Nebenwirkungen zu schützen: die Nackenmuskulatur kräftigen, denn so könne man auch Abnützungen teilweise kompensieren. Treten nach einer heftigen Konzertnacht ungewöhnliche und anhaltende Schmerzen in Kopf oder Nacken, Schwindel, Sehstörungen oder Taubheitsgefühle auf, sollte man unbedingt zum Arzt.