Etwa jede zehnte Frau ist betroffen: Sie hat keine Lust auf Sex. Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein, meist haben sie aber nichts mit organischen Problemen zu tun. Mangelnde Kommunikation mit dem Partner, der Stress durch Mehrfachbelastung durch Kinder, Beruf und Haushalt - laut der Sexualmedizinerin Elia Bragagna können das Gründe für das Versiegen der Lust sein. "Der Beziehungsalltag verändert die Sexualität, nicht zu Unrecht heißt es, der Alltag sei ein Lustdämpfer", sagt Bragagna.

Laut der Expertin können drei Grundtypen unterschieden werden:

  • Für die erste Gruppe ist typisch, dass sie Sex grundsätzlich liebt, aber kein Bedürfnis danach mehr verspürt. Die Frauen merken, dass sie nicht mehr wie früher sind, finden das traurig und würde gerne wieder Anschluss an frühere Empfindungen bekommen.
  • Die zweite Gruppe hat keinen Appetit auf Sexualität und würde auch gut ohne Sex auskommen. Sie empfinden die Bedürfnisse des Partners häufig als Belastung. Es handelt sich dabei eher um Frauen, die sich grundsätzlich nicht sehr sexuell definieren.
  • Bei der dritten Gruppe ist die Sexualität v.a. durch körperliche Veränderungen beeinträchtigt. Die genitale Durchblutung ist verringert und die Reaktionsfähigkeit auf sexuelle Reize reduziert.

Auch hormonelle Veränderungen können das Lustempfinden verändern, das betrifft vor allem Frauen in den Wechseljahren. Durch den Abfall des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen kann es zu einer verminderten Durchblutung im Genitalbereich kommen. Auch das Ansprechen auf sexuelle Stimuli sowie die Erregbarkeit können abnehmen.

Frauen sind maximal gefordert

Doch vorrangig sind die psychischen Faktoren: Frauen sind vielfach auf allen Ebenen maximal gefordert. Der Alltag muss optimal gemanagt, Beruf, Kinder und Partnerschaft müssen unter einen Hut gebracht werden. Doch diese Daueranforderungen unseres konsumierenden Lebensstils haben einen hohen Preis, wie Psychiater Peter Hofmann weiß: "Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen sowie stressbedingte Leiden wie z.B. Burnout nehmen zu. Diese Leiden wirken sich häufig negativ auf die Sexualität aus." Auf der anderen Seite lässt uns der Alltag nur noch wenig Zeit und Energie für lustvolle Aspekte wie sexuellen Appetit. 

Damiana
Damiana © (c) Stephan von Mikusch - stock.adobe.com (Stephan Dagobert von Mikusch-Buc)

Entspannungstherapien und Heilpflanze

Wie kann Frauen, die unter ihrer Lustlosigkeit leiden, nun geholfen werden? "Vor einer Therapie sollten bei jeder Frau zunächst mögliche Ursachen identifiziert werden", unterstreicht Bragagna. Bei organisch bedingten Sexualfunktionsstörungen steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund.So können bei reduzierter genitaler Durchblutung Potenzmittel helfen.

Auch bei Vorliegen einer Erkrankung auf psychischer Ebene sei in der Therapie gezielt anzusetzen, da sexuelles Desinteresse in vielen Fällen lediglich ein Begleitsymptom darstelle.

Leide die Sexualität vor allem unter dem Einfluss von chronischem Alltagsstress, verhelfe das Erlernen von Entspannungsübungen. Auch Arzneipflanzen können helfen: "Die traditionelle Arzneipflanze Damiana ist in Süd- und Mittelamerika beheimatet und besitzt eine lange Tradition als Aphrodisiakum", sagt Rudolf Bauer, Leiter des Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz.