Die „Initiative 32“ will Frauen und Paare „rechtzeitig“ errei­chen, sagen Sie. Was ist der Hin­tergrund dieser Aktion?
Michael Schenk: Ganz einfach: Wir haben alle Daten des Kinderwunschinstituts aus den letzten fünf Jahren ausgewertet und sind zu einer klaren Erkenntnis gekommen: Ein Faktor ist besonders relevant dafür, dass eine Behandlung erfolgreich ist, und zwar die „Jugend“ der Frau. Heute kommen Frauen mit durchschnittlich 34,9 Jahren zu uns. Es wäre sehr viel besser, wenn sie drei Jahre früher kämen. Diese drei Jahre führen dazu, dass die Schwangerschaftsrate doppelt so hoch ist.

Warum ist das so? Eine Frau mit 35 ist doch noch nicht alt.
Die biologischen Tatsachen sind da einfach ernüchternd. Die Eizellen sind die ältesten Zellen im Körper einer Frau, sie werden bereits in der sechsten Embryonalwoche gebildet. Heute wissen wir, dass mit 20 Jahren 90 Prozent der Eizellen intakt sind, mit 30 Jahren 50 und mit 40 Jahren 10 Prozent. Da gibt es eine lineare Beziehung zum Alter. Mit der Initiative geht es mir darum, dass Frauen über ihre Eierstockreserven Bescheid wissen und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem sie noch viel Handlungs- und Entscheidungsspielraum haben. Es geht mir dabei auch um Aufklärung, denn es sagt einem ja heute ja niemand mehr. Hollywoodstars, die mit 45 Jahren Kinder bekommen, suggerieren da etwas Falsches. Denn da sind wohle meistens Eizellspenden im Spiel. Das ist bei uns in Österreich bis zu 45 Jahren erlaubt.

Warum kommen die Frauen so spät erst zu Ihnen?
Die Zeiten, in denen Kinder einfach passieren, sind vorbei. Wer eine gute Ausbildung hat, steigt in den Jahren nach Ausbildungsende oft die Karriereleiter hoch. Und je höher die Qualifikation ist, desto größer scheint die Verpflichtung zu sein, den Kinderwunsch nach hinten zu schieben. Bitte mich nicht falsch zu verstehen: Ich bin keiner, der die Frauen zurück an den Herd drängen will. Ganz im Gegenteil. Ich will nur, dass sie informiert sind und dadurch Entscheidungsfreiheit bekommen. Frauen, die Kinder wollen, sollten rechtzeitig darauf achten, alles zu haben, was sie dafür brauchen.

Wie gut können Sie Menschen verstehen die traurig sind, kein Kind zu bekommen?
Sehr gut, meine Frau und ich waren ja selbst betroffen. Wegen einer Mumpsernerkrankung, als ich 18 Jahre alt war, war meine Spermeinqualität zu schlecht. Die Geburt von Helene, unserer älteren Tochter, hat dazu geführt, dass ich nach der Gynäkologie noch die Ausbildung zum Reproduktionsmediziner gemacht habe. Weil ich jetzt wusste, was Glück ist, und dass ich für das Glück arbeiten will.