Das Zündholz ist abgebrannt, die Batterie ist leer: Diese Sinnbilder beschreiben ein Phänomen, das scheinbar zum Volksleiden geworden ist - Burn-out. Laut einer aktuellen Umfrage fühlen sich drei von zehn Österreichern Burn-out-gefährdet.

Eine Modediagnose, heißt es mittlerweile, die zu Fluchtzwecken missbraucht und inflationär diagnostiziert wird. "Burn-out gibt vielen die Gelegenheit, nicht sagen zu müssen, sie haben eine Depression", entgegnet Psychiater Dietmar Bayer. Die Symptome - Müdigkeit, Energielosigkeit, innere Unruhe, Reizbarkeit - seien nämlich ganz ähnliche, weshalb die klinische Diagnose durch den Facharzt so wichtig sei. 

"Der Burn-out-Patient ist der Letzte, der sich eingesteht, ein Burn-out zu haben", weiß Bayer. Daher seien es oft Kollegen oder die Familie, die bemerken: "Du hast dich verändert."

Stresshormone und Antidepressiva

Diese Veränderung führt nicht nur zu den psychischen Symptomen - durch die ständige Überlastung werden Stresshormone nicht mehr abgebaut, Blutdruck und Puls sind ständig erhöht, auch Übergewicht ist eine Folge. Am Ende der Spirale in die totale Erschöpfung steht die Hilflosigkeit, nichts mehr an der Situation ändern zu können - und das Burn-out mündet in eine Depression. Dann braucht es professionelle Hilfe.

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In der Erstphase können Medikamente notwendig sein, Antidepressiva bringen den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht. "Dabei darf es aber keine Selbstversuche mit Medikamenten aus dem Internet geben", mahnt Apotheker Martin Korsatko. Die Scham, psychisch krank zu sein, führe oft zu Online-Bestellungen, bei denen man nicht wisse, was man bekomme.

Lob als Gegenmittel

"Um psychisch gesund zu bleiben, braucht es die richtige Work-Life-Balance", sagt Bayer, und meint die Balance zwischen Arbeitszeit, Zeit für sich, Zeit für die Familie. Auch Firmen seien zur Vorsorge gefordert - mit Pausenmöglichkeit, Ruhezonen und, ganz banal, Lob für gute Arbeit.