Wenn Florian erzählt, dann akkurat. Er geht in die fünfte Klasse der Diakonie-Schule Donaustadt in Wien, besucht den Realzweig mit Schwerpunkt Ökologie und Umwelt und ist 15 Jahre alt, auch wenn er älter wirkt. Außerdem ist er Schulsprecher des evangelischen Gymnasiums und seit der 4. Klasse Volksschule weiß er, dass er das Asperger-Syndrom hat.

Bis es zu dieser Diagnose kam, hatte Florian schon viele Ärzte und Psychologen gesehen. Dabei hätte man schon im Kindergarten etwas bemerken können, sagt Florian selbst. „Ich habe mich abgesondert. Während die anderen gespielt haben, habe ich geputzt oder mich mit den Erwachsenen unterhalten.“ Als er im September in die Schule kommen sollte, verstand er das nicht: „Das Jahr dauert doch bis 31. Dezember, warum jetzt?“, erinnert er sich. Das wollte er nicht einsehen und wurde für nicht schulreif erklärt.

In der Vorschule „war ich häufig bei der Direktorin zu Besuch“, erzählt Florian. Das habe ihm gut gefallen, genauso wie er es mochte, zur Strafe aus der Klasse geschickt zu werden. „Draußen war es ruhig, ich war allein“, sagt Florian. Und so tat er als Volksschüler alles dafür, möglichst oft nach draußen geschickt zu werden – er führte sich auf, er störte.

Die nächste Diagnose, die Florian und seine Mutter hörten, war ADHS, er sollte Ritalin nehmen. Der Kinderarzt war skeptisch, der Weg führte zur Familienberatung. „Aber da ich kein Scheidungskind war, wussten die auch nichts mit mir anzufangen“, sagt Florian. Über Umwege kam er schließlich zur Autistenhilfe und dort zur Diagnose. „Meiner Mutter und mir ist ein Stein vom Herzen gefallen“, sagt Florian. Endlich gab es eine Erklärung, einen „Stempel“, wie er sagt.

Gespräche mit der Gangaufsicht

Florian mag Ordnung und Struktur. Was er nicht mochte, waren die acht Stunden Freiarbeit pro Woche, in denen Schüler Material selbstständig erarbeiten sollen. „Die Rollenspiele und die Gruppenarbeit, das konnte ich nicht“, sagt Florian. Auch die Pausen waren ein solch strukturloser Raum, in denen Florian sich am liebsten mit der Gangaufsicht unterhielt, über Themen, die ihn interessierten – Politik, Geschichte oder Wirtschaft.

Mit der Diagnose bekam Florian die Förderung, die er brauchte. Einen Teamlehrer, der mit ihm an Mathestoff aus der Oberstufe arbeitet, wenn er sich im normalen Unterricht „fadisiert“. Eine Sonderpädagogin, denn mit Florians schonungsloser Ehrlichkeit können nicht alle umgehen. „Wenn einer einen neuen Pulli trägt und fragt, gefällt er dir, sage ich halt, wenn er mir nicht gefällt“, sagt Florian.

Florian weiß, dass viele Menschen beim Wort Autismus an fiktive Figuren wie Rain Man oder Monk denken. „Nicht jeder ist so“, sagt er. „Auch wenn ich vielleicht ein paar Aspekte von beiden habe.“