Die Tauchausrüstung im Fluggepäck, die Zigarettenpackung zur "Entspannung" griffbereit. Doch das Rauchen und der Tauchsport passen einfach nicht zusammen. "Das Risiko für einen schweren Tauchunfall ist bei Rauchern deutlich erhöht", warnte der Wiener Lungenspezialist und Taucharzt Gerhard Wallner bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖPG).

Jeder angehende oder aktive Taucher sollte penibel auf seine Herz-Kreislauf- und Lungengesundheit achten und alle möglichen Risiken - soweit es geht - vermeiden. Am meisten Sorge hat der Tauchmediziner vor unentdecktem Anstrengungsasthma.

Unentdecktes Asthma

Ärzte haben 256 Highschool-Sportler klinisch untersucht und einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen lassen. Bei jenen Personen, die weder Asthmasymptome hatten noch durch die ärztliche Untersuchung und den Fragebogen als Asthmapatienten entdeckt werden konnten, wurde durch eine Messung dennoch bei 45,8 Prozent ein Anstrengungsasthma nachgewiesen.

Wallner führt aus diesem Grund bei jedem Tauchkandidaten eine indirekte Provokation zum Ausschluss von Anstrengungsasthma durch.

"Tödliches Duo"

Ohne Zweifel steht fest, dass Rauchen die Gesundheit auf vielfältige Weise schwer schädigt. Aber dass Rauchen und Tauchen ein "tödliches Duo" sein können, ist Vielen nicht klar. Tauchunfallstatistiken haben gezeigt, dass Raucher nachweislich häufiger Tauchunfälle erleiden als Nichtraucher und auch dass diese bei Rauchern wesentlich schwerer verlaufen.

"Einerseits führt Rauchen zu einer Verengung der Blutgefäße, was sich beim Tauchen negativ auf Durchblutung und Stickstoffaufnahme und -abgabe auswirkt", erklärt Wallner. "Dadurch können Probleme beim Auftauchen bei der Dekompression auftreten."

Ein weiteres Problem stellt das im Tabakrauch enthaltene Kohlenmonoxid dar. Dieses bindet sich zum Teil an den Blutfarbstoff Hämoglobin und zwar viel fester und dauerhafter als Sauerstoff. Somit steht ein Teil der roten Blutkörperchen nicht mehr für den Transport von Sauerstoff zur Verfügung, was einen höheren Luftverbrauch und eine geringere Leistungsfähigkeit bedingt.

Lungenüberblähung

Ein weiteres Problem: Da Rauch die Atemwege reizt, kann der Körper mit einer Verengung der Atemwege reagieren. Diese Verengung kann dazu führen, dass das sich ausdehnende Atemgas beim Aufstieg nicht rasch genug abgeatmet werden kann. Die mögliche Folge: eine Lungenüberblähung.

Erschwerend kommt hinzu, dass Raucher oftmals an einer chronischen Bronchitis leiden und diese führt zu einer Verdickung der Lungenschleimhaut und somit ebenfalls zu einer Verengung.

Zusätzlich kommt es zu einer vermehrten Schleimproduktion und gleichzeitig zu einer Art 'Lähmung' der Flimmerhärchen, die den Schleim eigentlich abtransportieren sollten. Obendrein ist dieser Schleim auch noch besonders zäh und verklebt die Lungenbläschen und Bronchialverästelungen der Lunge.

Die Folge: Atemluft kann zwar in die Lungenbläschen ein-, aber unter Umständen nicht wieder vollständig abströmen. Wallner: "Dies kann vor allem beim Aufstieg gefährlich werden: Das Risiko für einen Lungenriss bzw. ein Barotrauma ist bei Rauchern deutlich erhöht."

"Bei einem Tauchgang bis auf zehn Meter Tiefe hat die Lunge bereits eine Verdoppelung des Luftdrucks zu kompensieren", so Wallner. Jede bestehende Schädigung des Organs steigere die Gefährdung durch ein Barotrauma stark. "So haben starke Raucher ein um fast 90 Prozent erhöhtes Risiko für das Auftreten einer schweren Dekompressionskrankheit im Vergleich zu Nichtrauchern", sagt Wallner.

Zwölf Stunden vor Tauchgang nicht rauchen

Das Rauchen lasse solche akuten und lebensgefährlichen Zwischenfälle deutlich schwerer verlaufen. Tauchsportler mit dem Hang zum Nikotin sollten möglichst zwölf Stunden, zumindest aber ein bis zwei Stunden vor dem Tauchgang nicht zu rauchen und am besten überhaupt erst am Abend nach den Tauchgängen zur Zigarette zu greifen.