Sie spüren sie, wenn Sie abends müde werden und morgens wieder aufwachen. Sie macht sich recht unsanft bemerkbar, wenn man auf der anderen Seite der Erdkugel, in einer anderen Zeitzone ist - und trotzdem entsprechend der Zeit in der Heimat aufwacht. Und auch wenn sich am Nachmittag, zwischen 14 und 15 Uhr eine schwere Müdigkeit auf Sie legt, dann ist sie daran beteiligt: unsere innere Uhr.

Oder eigentlich die inneren Uhren, denn laut dem Chronobiologen Maximilian Moser, der an der Med Uni Graz forscht und vor Kurzem ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht hat, haben wir „Billionen innerer Uhren in unserem Körper“ - jede Zelle wird dadurch gesteuert.

Dass wir es in uns nicht permanent ticken hören, liegt daran, dass es „chemische“ Uhren sind: Gene, die Namen wie „period“ oder „timeless“ tragen, steuern den 24-Stunden-Rhythmus und sorgen dafür, dass bestimmte Prozesse in unserem Körper im immer gleichen Rhythmus ablaufen.

Schlafhormon

Zahlreiche solche Rhythmen steuern unser Leben, allen voran der Tag-Nacht-Rhythmus: Wird es am Abend dunkler, beginnt die Produktion des Schlafhormons Melatonin, das uns müde macht. Am Morgen wird dieses Hormon wieder gestoppt, wir wachen auf. „Für den Tag-Nacht-Rhythmus haben wir eigene Sehzellen“, sagt Moser. Diese zirkadianen Sehzellen sind nicht für das Sehen von Bildern zuständig, sondern reagieren auf das Tageslicht: Dieses bläuliche Licht reguliert unseren Tag-Nacht-Rhythmus und stellt damit unsere inneren Uhren.

Doch nicht nur das Tageslicht trifft als bläuliches Licht auf diese Sehzellen: Auch künstliche Lichtquellen wie LED-Lampen und die Bildschirme von PC, Smartphone und Tablet geben blaues Licht ab - und stören damit unseren Rhythmus. „Es ist immer schwieriger geworden, dem biologischen Rhythmus zu folgen“, sagt Moser, da dieser durch die Rationalisierungen der Arbeitswelt, moderne technische Möglichkeiten und den Versuch, die Nacht zum Tag zu machen, überlagert wird.

Mehr Krebs

Welche Folgen ein solch gestörter innerer Rhythmus haben kann, zeigt sich besonders drastisch bei Menschen, die in wechselnden Schichtdiensten arbeiten. In Studien wurden Menschen untersucht, die abwechselnd in Früh- und Spätschichten arbeiteten. Die Raten von Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren um 50 Prozent erhöht. Diese gesundheitlichen Folgen lassen sich durch mehrere Prozesse im Körper erklären, die aus der Bahn laufen: Es werden vermehrt freie Sauerstoffradikale gebildet, die Zellen schädigen. Außerdem gerät auch jene Selbstregulation im Körper aus den Fugen, die dafür sorgt, dass kaputte Zellen zugrunde gehen - und sich nicht unreguliert teilen und zu einem Tumor werden.

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„Es gibt keinen physiologischen Vorgang in unserem Körper, der nicht von diesen zirkadianen Rhythmen bestimmt ist“, sagt Moser.

Und so können Sie diesem Rhythmus wieder gerecht werden:

Im Arbeitsleben. „Man sollte jeden Tag rhythmisch gestalten“, sagt Moser. Das bedeutet, dass man nicht in einer „Wurst“ durcharbeite, sondern gezielt Pausen einhält. Nach eineinhalb Stunden Arbeit sollten 15 Minuten Pause folgen, in der man spazieren geht oder etwas anderes Entspannendes macht. „Dadurch arbeitet man viel effizienter, sowohl vor als auch nach der Pause“, sagt Moser.

Beim Schlafen. Man sollte sich auf den Schlaf vorbereiten und am Abend zur Ruhe kommen: „Nicht bis zum Zubettgehen Medien konsumieren“, rät Moser. Auch ein anstrengendes Work-out am Abend sei kontraproduktiv.

Beim Essen. In seinem Buch schreibt Moser, dass der Körper in der Früh Energie braucht - ein eiweißreiches Frühstück sei daher wichtig. Abends im Gegensatz sollte man den Körper entlasten - wer es aushält, das Abendessen ausfallen zu lassen, sollte dies tun.

Am Wochenende. Die meisten Menschen leiden an einem Schlafdefizit - daher am Wochenende ewig lange auszuschlafen, sei aber keine gute Idee, sagt Moser. „Stattdessen sollte man einen kurzen Mittagsschlaf machen“ - um im Rhythmus zu bleiben.