2016 zeigte eine österreichische Umfrage unter 14-bis 19-Jährigen, dass 76 Prozent im vorangegangenen Halbjahr zumindest einmal an Kopfschmerzen gelitten hatten. Eine aktuelle Nachfolgeumfrage bei Müttern und Lehrern deutet jetzt darauf hin, dass die Betroffenen offenbar häufig unverstanden bleiben.

2017 wurden von "meinungsraum.at" 626 Mütter von Kinder und Jugendlichen aus dieser Altersgruppe online befragt. Hinzu kamen noch hundert Lehrer. Nur 48 Prozent der Mütter von Heranwachsenden gaben an, dass ihr Kind zumindest einmal an Kopfschmerzen bzw. Migräne gelitten hätte. 59 Prozent der Lehrer erklärten, mindestens einmal pro Woche von Schülern Klagen über solche Beschwerden zu hören. 46 Prozent der Lehrer sagten, Kopfschmerzen seien in der Schule ein relevantes Problem.

Nicht ernstgenommen

Die Differenz aus den Angaben der Schüler aus der Altersgruppe der 14- bis 19-Jährigen und jenen der Mütter deutet darauf hin, dass Kopfschmerzen bei Jugendlichen bei weitem nicht immer auf entsprechende Resonanz bei den Erwachsenen stoßen. Immerhin hatten laut Meinungsforscherin Evelyn Kaiblinger vergangenes Jahr 28 Prozent der Betroffenen angegeben, von der Mutter mit solchen Beschwerden nicht ernst genommen worden zu sein. 41 Prozent sagten das auch über ihre Lehrer.

Bereits Siebenjährige betroffen

Dabei ist in wissenschaftlichen Studien längst belegt, dass auch wiederkehrende Kopfschmerzen - vor allem Spannungskopfschmerz und Migräne - ein erhebliches Problem für Kinder und Jugendliche darstellen. Neurologe Georg Brössner, auch Präsident der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft, nannte dazu Zahlen: In einer deutschen Studie gaben 19,6 Prozent der befragten Drei- bis 17-Jährigen Kopfschmerzen als die von ihnen am ärgsten empfundenen Schmerzen an. "Eine finnische Studie mit wiederholten Befragungen 19974, 1992 und im Jahr 2002 zeigte eine Erhöhung der Häufigkeit von Kopfschmerzen unter Siebenjährigen über diesen Zeitraum etwa um den Faktor 2." Mit der Pubertät steige die Häufigkeit von Kopfschmerzattacken bis zum mittleren Lebensalter bei Frauen auf das Drei-bis Vierfache gegenüber der Häufigkeit bei Männern.

Migräne und Clusterkopfschmerz

Während bereits im Rahmen der Umfrage aus dem Jahr 2016 etwa 73 Prozent der Jugendlichen mit Kopfschmerzen angaben, noch nie mit dem Arzt darüber gesprochen zu haben, betonte am Dienstag bei der Pressekonferenz der steirische Pädiater Reinhold Kerbl, dass solche Symptome auf jeden Fall abgeklärt werden sollten. Bei den sogenannten Primären Kopfschmerzen - vor allem Spannungskopfschmerz, Migräne und Clusterkopfschmerz - kann dann mit nicht-medikamentösen und eventuell auch medikamentösen Interventionen eine deutliche Verbesserung erzielt werden. "Sekundäre Kopfschmerzen (als Folge einer anderen Störung oder Erkrankung; Anm.) können hingegen durch ein Halswirbelsäulentrauma oder gar durch einen Gehirntumor, Substanzen oder durch eine Meningitis ausgelöst werden", sagte der Experte.

Früh genug therapieren

Eine medikamentöse Therapie sollte bei einer Kopfschmerzattacke möglichst früh und effizient erfolgen. Wichtig wäre aber bei wiederkehrenden Symptomen eine Abklärung durch den Arzt inklusive der Selbstbeobachtung über sechs Wochen hinweg mit Aufzeichnungen in einem Schmerztagebuch. Damit lassen sich auch eventuell vermeidbare Auslöser (Stress, mangelnder Schlaf, Rauchen, Ernährung etc.) identifizieren. Zunächst sollte vor allem bei Kindern und Jugendlichen auf nicht-medikamentöse Maßnahmen gesetzt werden. Dazu gehören Vermeiden der "Triggerfaktoren", Entspannungsverfahren, eventuell auch Biofeedback. Bei anders nicht beherrschbaren Problemen gibt es auch die Möglichkeit einer medikamentösen Prophylaxe.