Auch mehr als 110 Jahre nach der Entdeckung der Alzheimer-Krankheit gibt es noch keine Hoffnung auf eine ursächliche Behandlung der Krankheit. Nach dem Fehlschlag einer Studie mit einem Antikörper Ende vergangenen Jahres ist die Wissenschaft auf die Grundlagenforschung zurückgeworfen. Das zeigte sich bei der Internationalen Alzheimer und Morbus Parkinson Konferenz in Wien.

Die bisher verwendeten Arzneimittel - vor allem die sogenannten Cholinesterase-Hemmer und das Medikament Memantine - können die Symptome der Alzheimer-Krankheit nur etwas bremsen. Nach wie vor ist nicht klar, welcher Krankheitsmechanismus wirklich hinter der Mehrheit der Erkrankungen steckt. Weiterhin suchen Wissenschaftler nach biochemischen Merkmalen der Erkrankung, welche sich eventuell für die Diagnose oder gar als Ziele für eine Therapie verwenden ließen.

Gendaten erheben

Pathologe Gerard Schellenberg von Universität des US-Bundesstaates Pennsylvania in Philadelphia stellte ein großes Genom-Sequenzierprojekt vor. Die Gendaten von Betroffenen mit erblich bedingter früh auftretender Alzheimer-Demenz werden mit jenen von Gesunden verglichen. Ähnliches geschieht in einer Gegenüberstellung der Genom-Sequenzdaten zwischen Gesunden und Personen mit nicht erblich bedingtem Morbus Alzheimer.

Die Studien sind ausgesprochen kompliziert, weil sie auch über die verschiedensten Bevölkerungsgruppen in den USA hinweg durchgeführt werden. 500 Personen mit kaukasischer Abstammung werden genauso untersucht wie 500 Afroamerikaner und 500 Personen mit hispanischem Familienhintergrund.

Großer Fehlschlag

Lange Jahre konzentrierte man sich auf die bei Morbus Alzheimer im Gehirn festgestellten vermehrten Ablagerungen einer nicht abbaubaren Variante des Amyloid-Proteins (Amyloid-Beta) als möglichen Angriffspunkt für Therapien. Doch erst Ende Dezember 2016 zeigte eine groß angelegte Studie mit 2.100 Patienten, dass der vom US-Pharmakmonzern Eli Lilly entwickelte monoklonale Antikörper Solanezumab die chronische Verschlechterung der Gehirnleistung bei Alzheimer-Patienten nicht bremsen kann.

Nach den mittlerweile mehrfachen Fehlschlägen mit monoklonalen Antikörpern konzentrieren sich die Pharma-Forscher bei der Suche nach ursächlich wirksamen Alzheimer-Medikamenten auf Hemmstoffe für das Beta-Sekretase-Enzym (BACE). Es hat eine entscheidende Rolle bei der Produktion des wahrscheinlich krank machenden Beta-Amyloid.

Mehrere Pharmakonzerne sind auf diesem Weg. Ulf Neumann von Novartis stellte am Mittwoch eine Leitsubstanz in Form des BACE-Hemmstoffes NB-360 vor.

Mäuse verloren Farbe

In einem Alzheimer-Mausmodell zeigte sich sowohl eine Verhinderung der Bildung von Beta-Amyloid als auch des Tau-Proteins, welches seit Jahren ebenfalls mit der Krankheit in Verbindung gebracht wird. Gleichzeitig wurde auch eine Verringerung der bei Morbus Alzheimer ebenfalls beobachteten unterschwelligen Entzündung im Gehirn registriert. Das Manko des Wirkstoffes: Die Tiere entwickelten einen völligen Farbverlust ihres Fells, womit die weitere Entwicklung der Substanz eingestellt wurde. Doch mit der Substanz CNP-520 gibt es bereit einen möglichen Wirkstoff, der wahrscheinlich auch beim Menschen eingesetzt werden könnte.

Weltweit laufen einige Wirksamkeitsstudien mit BACE-Inhibitoren zur Behandlung von Morbus Alzheimer. Die Ergebnisse stehen aber noch aus.