Leben fitte, aber etwas übergewichtige Menschen gesünder als jene, die zwar schlank, aber völlig unsportlich sind? Ja, sagen dazu einige Studien, die gezeigt haben, dass „fitte Dicke“ eine längere Lebenserwartung haben als „schlanke Faule“. Die beste Lebenserwartung hatten natürlich Menschen, die schlank und körperlich aktiv waren. Aber stimmt es tatsächlich, dass man trotz Übergewichts dank Bewegung gesünder leben kann als ein völlig inaktiver Mensch?

„Das kann ich absolut bejahen“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Sabine Wallner von Styria vitalis. Den Unterschied mache die Muskulatur, die durch den Sport aufgebaut werde. Diese Muskeln sorgen dafür, dass der Stoffwechsel im Körper in „gesunden Bahnen“ verläuft.

Sabine Wallner, Ernährungswissenschaftlerin
Sabine Wallner, Ernährungswissenschaftlerin © (c) Stiefkind Fotografie

"Stoffwechsel-Fitness"

Man fördert dadurch seine „Stoffwechsel-Fitness“: Die Stoffwechselprozesse laufen „normal“ ab, die Blutfettwerte sind nicht erhöht, der Blutzucker ist im Lot und der Blutdruck im Normbereich. Somit könne man durch Bewegung genau jene Risikofaktoren bekämpfen, die Übergewicht eigentlich auslöst: zu hohes Cholesterin, Bluthochdruck und die Insulinresistenz, die zu Diabetes führt. Wenn die Muskulatur gut ausgeprägt ist, ist das ein gesundheitlicher Vorteil - „sogar wenn darüber etwas mehr Körpermasse vorhanden ist“, sagt Wallner.

Doch woher weiß man, ob man ein gesunder Dicker ist? Der oft zurate gezogene Body-Mass-Index (BMI) ist nur bedingt aussagekräftig: So gebe es laut Wallner einerseits Extremsportler, die aufgrund ihrer großen Muskelmasse laut BMI übergewichtig wären. Auf der anderen Seite gebe es aber auch eine große Gruppe in der Bevölkerung, die zwar laut BMI Normalgewicht hat, deren Körperfettanteil aber ein ganzes anderes Bild zeigt.

"Dicke Schlanke"

Diese „dicken Schlanken“ schauen zwar normalgewichtig aus, haben aber die Blutfettwerte von Übergewichtigen. „Das ist meist das Ergebnis von Hungerkuren“, sagt Wallner. Dabei baut der Körper zuerst Muskeln ab, die Zahl auf der Waage wird kleiner. Doch nimmt man dann wieder zu, baut der Körper nur Fettmasse auf. „Wenn man viele solcher Hungerkuren macht, geht immer mehr Muskelmasse verloren und Fett wird aufgebaut“, sagt Wallner. Daher könne der BMI lügen.

Um festzustellen, ob man ein „fitter Dicker“ ist, müsse man laut Wallner ehrlich mit sich sein und diese Frage wahrheitsgemäß beantworten: „Mache ich regelmäßig Sport, mit einer Intensität, die anstrengend ist?“ 150 Minuten Bewegung (z. B. eine halbe Stunde an fünf Tagen der Woche) sollten es sein - und zwar so, dass man ins Schwitzen kommt. Auch die Blutwerte oder eine Körperfettmessung können zeigen, wie fit man wirklich ist.

Das zeigt einmal mehr, wie mächtig das Wundermittel Bewegung ist. Dennoch sollte man versuchen, Übergewicht loszuwerden, denn überflüssige Kilos steigern das Risiko, chronisch krank zu werden.