"Wir sind auf dem besten Weg, das Spitzenjahr 2015 zu übertreffen“. So fasste der Wiener Impfspezialist und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch die besorgniserregende Situation der Masern-Erkrankungen im heurigen Jahr in Österreich zusammen.

Bei der Fortbildungswoche der österreichischen Apotheker, die momentan in Schladming stattfindet, präsentierte der Experte die aktuellen Zahlen: Heuer wurden bereits 64 Masernfälle gemeldet, im bisherigen Rekordjahr 2015 waren es 309 Fälle im ganzen Jahr. Auch international sei man leider noch weit vom Ziel entfernt, das Masernvirus zu eliminieren: Die Impfquote stagniert seit Jahren bei 85 Prozent – eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent wäre aber nötig, um das Virus auszurotten.

Aus Rumänien eingeschleppt

„Skandalös“ ist laut Kollaritsch, dass eine beträchtliche Zahl der Masernfälle in Österreich Gesundheitspersonal betreffe: „Das dürfte wirklich nicht sein“, sagt Kollaritsch. Ein Drittel der heurigen Masernfälle in Österreich seien aus Rumänien importiert worden – dort gibt es einen großen Masernausbruch.
Dass die Masern keine „harmlose Kinderkrankheit“ sind, unterstrich Kollaritsch einmal mehr: Eine Maserninfektion schwäche das Immunsystem langfristig. Es führe dazu, dass das Immunsystem „vergesse“, dass es gegen andere, davor durchgemachte Infektionen bereits immun sei.

Außerdem sei eine gefährliche Langzeitfolge der Masern laut aktuellen Daten häufiger als bisher angenommen: Erkrankt ein Säugling an Masern, liegt das Risiko für die verspätete Gehirnentzündung (SSPE) bei 1 zu 600. Diese Spätfolge könne erst Jahre nach der Maserninfektion auftreten und führe laut Kollaritsch immer zum Tod.