Schnee und Kälte statt Sonne und Frühlingsgefühlen: Schlechtes Wetter schlägt sich auf das Gemüt. "Wenn es nicht richtig Frühling werden will, dann kann das einem ordentlich aus der Bahn werfen. Ein Temperatursturz von 20 Grad auf Null bringt die Psyche aus dem Takt", sagte Annemarie Pleininger, Klinische Psychologin am Institut für Psychosomatik der EMCO-Privatklinik in Bad Dürrnberg, im APA-Gespräch. Schneeglöckchen, die schon zu blühen begonnen haben, leiden unter der Schneedecke - gleiches kann auch für den Menschen gelten.

Visualisieren hilft. Das im Fachjargon als saisonale depressive Störung (SAD Seasonal Affective Disorder) bekannte Stimmungstief betrifft nahezu jeden fünften Österreicher. Gefeit davor ist aber niemand. "Es kommt immer darauf an, ob schützende oder verletzende Faktoren vorherrschen", sagte die Psychologin. Ein intakter Freundeskreis oder ein guter Job sind schützende Faktoren. "Wenn ich visualisieren kann, also nicht den kalten Schnee sehe, sondern an den schönen Urlaub denken kann, hilft das", so Pleininger. Verletzende Faktoren sind, wenn man zusätzlich zum schlechten Wetter, mit Schicksalsschlägen zu kämpfen hat, z.B. eine Trennung hinter sich hat oder schlechte Noten in der Schule hat. Dann fördert das schlechte Wetter die schlechte Stimmung.

Lichtmangel. Ursachen für die depressive Verstimmung sind hauptsächlich der Lichtmangel, aber auch depressive Dispositionen. Durch den Lichtmangel wird im Gehirn weniger Serotonin ausgeschüttet. Dadurch kommt es zu einem Ungleichgewicht im Hirnstoffwechsel. Äußern tut sich der Serotoninmangel in Symptomen wie Antriebslosigkeit, Schläfrigkeit, Lustlosigkeitsgefühlen oder Konzentrationsschwächen.

Maßnahmen. "Ganz wichtig für depressive Menschen ist, dass sie für einen strukturieren Tagesablauf sorgen und sich nicht gehen lassen", so die Psychologin. Regeln aufstellen, trotz Schnee und Kälte hinausgehen und sich selbst eine Freude machen sei ein Muss. Durch die Bewegung kommt es zu positiven Erlebnissen, aber auch farbenfrohe Kleidung kann motivieren. Ganz wesentlich seien auch soziale Kontakte. "Sozialer Rückzug ist ein Symptom der Depression. Ich muss mich dazu zwingen, mich mit anderen zu treffen. Eine Freundin anrufen und mit ihr einen Termin ausmachen kann ein erster Schritt aus dem Teufelskreis sein", erläuterte Pleininger.