Die Suche nach der EHEC-Infektionsquelle beginnt vorn vorne. Der auf spanischen Gurken in Hamburg entdeckte Erreger hat die Erkrankungswelle offenbar nicht ausgelöst. Das habe eine Laboruntersuchung bei zwei der drei sichergestellten Gurken ergeben, sagte die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) am Dienstag. "Nach wie vor ist die Quelle nicht identifiziert." Die Untersuchungsergebnisse der Agentur für Ernährungssicherheit und Gesundheit (AGES), ob Gemüse in Österreich mit EHEC-Keimen verseucht war, soll am Mittwoch vorliegen. In Deutschland zeigten zwei Proben keine Übereinstimmung mit dem grassierenden Erreger des Typs O104, der aus Stuhlproben von Patienten isoliert wurde. Nach Angaben der Senatorin wurden jedoch andere EHEC-Erreger auf den Gurken aus Spanien nachgewiesen. Die Ergebnisse zweier weiterer Proben lägen noch nicht vor.

Zahl der Todesopfer steigt weiter

Die Zahl der Todesopfer in Deutschland stieg auf 15 - davon sind 13 weiblich. Landesweit gab es am Dienstag mehr als 1.500 EHEC-Infektionen und Verdachtsfälle, vor allem im Norden. In Schweden starb eine Frau, die zuvor eine Deutschland-Reise gemacht hatte, an dem Darmkeim. Sie ist das erste Todesopfer außerhalb Deutschlands. In Schweden gibt es etwa 40 bestätigte EHEC-Fälle, in Dänemark erhöhte sich die Zahl der Kranken auf mindestens 14. Aus Norwegen wurde eine Erkrankung gemeldet. In der Schweiz erkrankte eine Frau. Laut EU-Kommission zählten die Behörden in Großbritannien drei mögliche Fälle. Auch in Frankreich gebe es sechs Erkrankte. Amerikaner sollen sich ebenfalls mit dem Keim angesteckt haben.

Den beiden in Österreich erkrankten Deutschen, die in einem Linzer Spital lagen, geht es weiterhin gut. Einer der beiden Radtouristen befand sich bereits seit dem Wochenende wieder daheim in Deutschland, der zweite Mann lag weiterhin im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern. Ein Befund, ob er von dem Stamm, der in Deutschland kursiert, betroffen sei, soll am Mittwoch erfolgen. Für die verunsicherte Bevölkerung hat das Gesundheitsministerium eine österreichweite Info-Hotline eingerichtet: Über die AGES-Telefonnummer 050/555-555 können sich Interessierte von 8.00 bis 17.00 Uhr informieren.

Hoffnung auf neuen Schnelltest

Bei der nun bei Null startenden Suche nach der Infektionsquelle könnte ein neuer Schnelltest aus Münster helfen. Er kann den lebensgefährlichen Darmkeim innerhalb von vier Stunden bis zu einem Tag nachweisen - sowohl bei Patienten mit Durchfall als auch auf Gemüse. Der Test des Universitätsklinikums Münster sei speziell auf den aktuell grassierenden EHEC-Stamm zugeschnitten.

Spanien forderte die sofortige Wiederaufnahme des kompletten Handels mit spanischem Gemüse. "Nun zeigt sich, dass spanische Gurken nicht der Auslöser der EHEC-Infektionen waren", sagte die spanische Agrarministerin Rosa Aguilar am Dienstag in Debrecen (Ungarn). Laut Reuters zieht Spanien auch eine Entschädigungsforderung an Deutschland in Betracht. Gefordert wurde außerdem die sofortige Wiederaufnahme des Handels mit spanischem Gemüse, die Landwirte klagten weiterhin über herbe Verluste.

Der EHEC-Keim bringt auch die Gemüsebauern in Österreich ins Schwitzen: "Durch den Skandal mit den angeblich verseuchten spanischen Gurken kaufen die Konsumenten auf einmal nur mehr ein Viertel der üblichen Gemüsemenge", so Gerald König, Vorstand von LGV-Frischgemüse, dem größten österreichischen Gemüseproduzenten. Die derzeitige Lage sei für die LGV-Gemüsebauern "existenzbedrohend".