Am Anfang stand das Vorhaben: Wir wollen fasten. Nur was? Getreu dem Motto "Besser Leben" verzichten wir auf lieb gewonnene Gewohnheiten, die der eigenen Vorstellung von Zufriedenheit eigentlich widersprechen.

Eines steht schon einmal fest: Zuckerschlecken werden die nächsten 40 Tage keines, vor allem nicht für Bundesland-RedakteurinClaudia Felsberger, die doch tatsächlich auf Süßes verzichten will und sich schon vor dem Start ausgerechnet hat, dass sie in der Zeit auf gefühlte 20 Tafeln Schoko verzichten muss. Gesundheitsredakteurin Sonja Sauruggerdarf beim Süßen zulangen, solange es vegan - also tierfrei - ist. Wirtschaftsredakteur Markus Zottler verzichtet indes auf Facebook, Instagram und Co. In Anlehnung an den Gründer des wohl größten Sozialen Netzwerks nennt er das Zuckerberg-Entzug. Und Bundesland-Redakteurin Kerstin Oberlechner, also meine Wenigkeit, fastet Lifte. Sie nimmt ab jetzt also nur noch die Treppe und will zumindest 8000 Schritte am Tag oder 50.000 in der Woche gehen. Klingt tierisch anstrengend? Wird es auch. Hier schildert sie in den nächsten Wochen ihre (schweißtreibenden) Erfahrungen.

Tag 6: Es ist passiert!

Es ist nicht so, wie es möglicherweise ausgesehen hat! Und es ist schon gar nicht so, wie man jetzt denken möchte. Aber ich gestehe: Ich. Bin. Mit. Der. Rolltreppe. Gefahren. Unabsichtlich, völlig unbewusst!!! Kollege L. kann es bezeugen. Kollege L. ist eigentlich überhaupt Schuld daran, dass es soweit gekommen ist (DANKESCHÖN!). Schließlich hat ER vorgeschlagen, dass wir uns in den Klagenfurter City Arkaden auf einen Termin-Kaffee treffen, im ERSTEN Stock. Und als ich schon meinen Kaffee bestellt hatte, meint er so nebenbei: "Hast eh nicht den Lift genommen, oder?" Und ich: "Nein!" Und dann, die Erkenntnis: Ich bin völlig unbewusst mit der Rolltreppe in den ersten Stock gefahren. GEFAHREN! Dabei wollte ich auch Rolltreppen - wenn sie unvermeidbar sind - hinauf und hinunter gehen.

Die vergangenen Tage, in denen ich mehr zu Fuß unterwegs bin und auf den Lift verzichte, zeigen also schon ihre Wirkung: Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Um den "Schaden" wieder gut zu machen, habe ich dafür drei Extra-Runden im Stiegenhaus gedreht. ZU FUSS!

Das Ungetüm.
Das Ungetüm. © Klz/Oberlechner

Das Wochenende

Liebe Grüße von der Piste: Habe das Brett zwischendurch abgeschnallt und bin zu Fuß durch den Schnee gestapft ;)
Liebe Grüße von der Piste: Habe das Brett zwischendurch abgeschnallt und bin zu Fuß durch den Schnee gestapft ;) © Klz/Oberlechner

Ja. Inzwischen ist es kein Geheimnis mehr, dass die nächsten Tage Lifte und Rolltreppen absolut tabu für mich sind. Äh und ja, genau genommen ist ein Skilift auch ein Lift (danke an dieser Stelle der Facebook-Community). Nicht nur eine nette Bekannte hat mir auf Facebook schadenfroh geschrieben: "Viel Spaß beim Bretteln!" Auch viele andere, die wissen, dass ich im Winter den Großteil meiner Freizeit im Schnee auf der Piste verbringe, haben mir zu meinem Lift-Fasten-Entschluss gratuliert. Schadenfroh, schon erwähnt? Tja, das mit dem Bretteln ist aber so eine Sache: Ich fahre nicht Ski, sondern Snowboard. Sprich, bretteln ist nicht drinnen. Eher robben (was ich zwangsläufig als Snowboarderin manchmal sowieso mache - und nein, sieht nur lustig aus, ist es nicht) oder den Berg hinauf hüpfen… Und bei aller Liebe: Nach wahrscheinlich nicht einmal zehn Metern wäre der Skitag aus Mangel an Kondition für mich zu Ende.

Also bitte ich vielmals um Nachsicht, aber diese eine Lift-Ausnahme muss sein - sie liegt ohnehin irgendwo im Lift-Graubereich, oder nicht?

PS. Nette Kollegen (die es auch wirklich so meinen) haben mich darauf hingewiesen, dass Sonntage ja keine Fasttage sind - stimmt! Also war das Skiliftfahren am Sonntag alles andere als ein "Verstoß"! ;)

Tag 3: Mein neuer Kumpel

Ich gestehe: Die Macht der Gewohnheit ist ein Schwein. Und ich entschuldige mich gleich an dieser Stelle für diese Ausdrucksweise, aber es geht nicht anders. Inzwischen ist es nicht mehr sooo schlimm, in der Früh mein Auto zu ignorieren und durch die Stadt zur Arbeit zu stapfen. Auch der Lift zur Redaktion in den zweiten Stock macht mir nichts aus - selbst wenn die Tür gerade offen steht und ich ein leises "Keeeerstin, steig ein" zu hören vermag. Ich nehme die Treppe, die ist mein neuer Kumpel: Redet nicht zurück, motzt nicht und das Wichtigste: ist immer für mich da. Aber der Lift bei mir zu Hause, der hat es in sich. Schwache Momente - meist ganz in der Früh oder spät am Abend - nutzt er aus. Tramhapert, wie man in Kärnten sagt, war ich schon mit einem Fuß im Lift, um vom 4. Stock ins Erdgeschoß zu fahren.

Spoiler: Ich konnte mich selbstverständlich noch rechtzeitig besinnen und mich für die Stiege entschieden. Immer mit dem Wissen im Hinterkopf, dass ich bei jedem Schritt nicht nur Kalorien verbrenne, sondern auch Herz und Kreislauf angeregt werden und die Muskulatur gestärkt wird. Angeblich soll Treppensteigen sogar sieben Mal anstrengender als Laufen auf gerader Strecke sein. Und, wenn man Dr. Google glauben möchte, soll jede Stufe das Leben um drei bis vier Sekunden verlängern - gewonnene Zeit, die man ohnehin im Stiegenhaus verbringt ...

Achja, und weil der eine oder andere Kollege (ich nenne keine Namen, Herr. H.!) daran zweifelt, dass ich meine 8000 Schritte pro Tag zurücklege, gibt es hier mal einen Fotobeweis ;)

Der Fotobeweis ;) Man beachte die 16 Stockwerke
Der Fotobeweis ;) Man beachte die 16 Stockwerke © Klz/Oberlechner

Tag 2: Technische Schwierigkeiten

Bei minus 12 Grad kurz vor sieben Uhr in der Früh vor die Türe gehen zu müssen, ist die eine Sache. Die andere, das Auto zu ignorieren und sich zu Fuß auf den Weg zur Arbeit zu machen. Halbfreiwillig (ok gezwungen). Denn eines habe in den vergangenen Tagen schnell gemerkt: 8000 Schritte, also ca. 5,6 Kilometer, sind an einem Arbeitstag gar nicht so leicht zu ergehen - vor allem dann nicht, wenn man "Systemdienste" hat (sich also hauptsächlich in der Redaktion bewegt und, das Handy die halbe Zeit irgendwo liegen lässt). Also versuche ich schon in der Früh schrittbringende Umwege zu machen, die dann meine iPhone-App Health aufzeichnen soll.

Tiefgefroren komme ich (ok, keuche ich) also in die Redaktion, starte den Laptop und zücke voller Vorfreude mein Handy. Und dann steht da auf einmal: KEINE DATEN FÜR DIESEN TAG AUFGEZEICHNET. Echt jetzt?! Wirklich? Wer glaubt, dass Zuckerentzug aggressiv macht (oder, liebe Kollegin Claudia Felsberger? ;-) ), täuscht sich. Nervige Schrittzähler-Apps schaffen das mit links.

Auch wenn ich der App noch eine Chance geben wollte, ist nach dieser Aktion Schluss mit lustig. Ich folge dem lieb gemeinten Rat vieler Kollegen, Bekannten und Freunden (danke an dieser Stelle!), mir stattdessen eine günstige Fitnessuhr zuzulegen. Mach ich, gleich heute dann. Am Heimweg. Zu Fuß. Und der nächtliche Ich-muss-noch-auf-meine-8000-Schritte-kommen-Spaziergang steht heute bestimmt auch noch an...

PS: Eine halbe Stunde später haben mein Handy und ich übrigens wieder  Frieden geschlossen: Die knapp 2000 früh morgendlichen Schritte waren dann auf einmal doch da ... 

Tag 1: 51, 34, 65 ...

Okaaay, der Plan, das Handy als Schrittzähler für mein 40-tägiges Vorhaben zu verwenden, ist in der Theorie zwar einsame spitze, in der Praxis hat er allerdings einen Haken: Auch wenn ich ständig am Handy herumwische, drücke und damit telefoniere, schleife ich es doch nicht die ganze Zeit mit mir herum. So liegt es im Redaktionsalltag unbewegt und unbekümmert auf meinem Schreibtisch, während ich zum Drucker,  Kollegen, Wasserspender oder zur Kaffeemaschine sprinte. Alles verlorene Schritte!!!

Mir bleibt also nichts anderes übrig, es auf die altmodische Art zu versuchen: Schritte zu zählen. 51 Schritte und einen Halbstock sind es übrigens bis zur Kaffeemaschine und wieder zurück, 34 zum Drucker und wieder retour... Dass ich beim Gehen durch die Redaktion ständig vor mich hinmurmle, hat mir in der ersten Tageshälfte noch besorgte Gesichter der Kollegen beschert, inzwischen nicht mehr (oder ich habe mich daran gewöhnt). Wahrscheinlich haben sie mich jetzt endgültig für verrückt erklärt. So oder so - ich glaube, ich sollte mir einen Schrittzähler fürs Handgelenk besorgen GEHEN. Bald. Sehr bald.

Das Vorhaben

In der Fastenzeit auf etwas zu verzichten, erinnert mich an das Theater mit diesen lästigen Neujahrsvorsätzen. Jedes Jahr nehmen sich die Leute vor (mich eingeschlossen), ab 1. Jänner mehr Sport zu betreiben oder sich gesünder zu ernähren. Bei den meisten (mich eingeschlossen!) hapert es an Umsetzung, Disziplin und Motivation.

Macht nichts, 40 Tage vor Ostern bekommt man seine zweite Chance – dann unter dem Motto „Fastenzeit“. Ich habe mich in meinem Bekanntenkreis umgehört, auf was so verzichtet wird und habe schnell gemerkt, dass es nur Schwarz oder Weiß gibt. Die einen schauen mich bei der Frage „Und, auf was wirst du verzichten?“ schräg an und fragen mich (!), was mit mir (!) nicht ganz richtig ist. Die anderen sind motiviert und wollen in den nächsten Wochen entweder von Fleisch, Kaffee oder Schokolade ihre Finger lassen.

Da ich bisher weder Neujahrs- noch Fastenvorsätze konsequent verfolgt habe, bin ich gespannt, wie es mir mit dem Druckmittel „Fasten-Ttagebuch“ gehen wird. Da mein Neujahrsvorsatz heuer ohnehin mehr Sport lautete und wir (mein innerer Schweinehund und ich) bis dato nicht an der Umsetzung arbeiten konnten, will ich in den nächsten 40 Tagen auf Liftfahren, Rolltreppen & Co. verzichten. Dass ich im 4. Stock wohne und die Redaktion im 2. Stock liegt, kostete meine Kollegen bei dem Vorschlag allerdings nur ein müdes Lächeln. Also musste die Aufgabe erweitert werden. Zusätzlich werde ich also pro Tag 8000 oder pro Woche 50.000 Schritte gehen. Klingt watscheneinfach? Naja, Marathon wirds sicher keiner, aber Spaziergang bestimmt auch keiner!