Am Anfang stand das Vorhaben: Wir wollen fasten. Nur was? Getreu dem Motto "Besser Leben" verzichten wir auf lieb gewonnene Gewohnheiten, die der eigenen Vorstellung von Zufriedenheit eigentlich widersprechen.

Schon jetzt ist klar: Die Fastenzeit wird kein Spaziergang. Oder doch? Vielleicht für Bundesland-Redakteurin Kerstin Oberlechner. Sie fastet Lifte, nimmt ab jetzt also nur noch die Treppe und will zumindest 8000 Schritte am Tag gehen. Klingt tierisch anstrengend? Für Sonja Saurugger werden die kommenden 40 Tage das komplette Gegenteil sein: Sie ernährt sich fortan vegan. WirtschaftsredakteurMarkus Zottler verzichtet auf Facebook, Instagram und Co. In Anlehnung an den Gründer des wohl größten Sozialen Netzwerks nennt er das Zuckerberg-Entzug. Auch Bundesland-Redakteurin Claudia Felsberger verzichtet auf einen Zuckerberg - nämlich jenen, den sie täglich in Form von Schokolade und Keksen zu sich nimmt. Hier schildert sie ihre Erfahrungen.

Tag 8: Auf den Keks gegangen

Das Universum ist ein Scherzkeks. Es testet mich. So habe ich vor Kurzem zum Beispiel einen Cappuccino bestellt. Bekommen habe ich das:

Kaffee und Keks
Kaffee und Keks © Felsberger

Normalerweise würde ich ein Gratis-Keks als Jackpot bezeichnen. In diesem Fall bin ich aber in eine Zwickmühle geraten. Ich bin ja gegen Lebensmittelverschwendung. Meinen Fastenvorsatz brechen wollte ich aber auch nicht. Und so hat Kollegin Kerstin Oberlechner davon profitiert und meinen Keks bekommen. Verdient hat sie ihn sich ja, nachdem sie nicht mehr mit dem Lift fährt und täglich 8000 Schritte geht.

Tag 7: Ich hab's überzuckert!

Gute Nachrichten! Nach genau einer Woche ohne Süßem habe ich langsam – Achtung Wortspiel – überzuckert, worauf es ankommt. Schritt für Schritt habe ich süße Versuchungen durch gesunde Alternativen ersetzt.

Auf meinen Frühstückstoast kommt nicht mehr der vermeintlich gesunde Streichkäse, der doch tatsächlich Zucker enthält. Seit einer Woche muss dafür einfach ein selbstgemachter Topfenaufstrich herhalten. Und anstatt eines Schokoriegels snacke ich nach dem Mittagessen eine Banane, garniert mit Kokosraspeln und gemahlenen Haselnüssen. Wenn ich mich besonders rebellisch fühle, kommt noch eine Prise Kakao (natürlich ohne Zuckerzusatz) obendrauf.

Und mein Nachmittagskaffee wird nicht mehr von einem Croissant begleitet, sondern von einer Hand voll Mandeln. Fertiggerichte habe ich komplett von meiner Nahrungsliste gestrichen und durch etwas ersetzt, das so einfach ist, dass es schon wieder genial ist – selbstgekochte Kost.

Selbst gemacht, zuckerfrei und gesund
Selbst gemacht, zuckerfrei und gesund © Felsberger

Mein Fazit nach einer Woche: Inzwischen geht mir das Zuckerfasten nicht mehr auf den Keks. Und die Wortspiele sowieso nicht.

Tag 6: Sätze, die man beim Fasten zu hören bekommt

Als ich verkündet habe, dass ich 40 Tage lang nichts Süßes essen will, war die Solidarität - oder soll ich sagen Anteilnahme? - im Internet groß. Im "richtigen Leben" sieht es anders aus.

Da verzehren Freunde vor meinen Augen genüsslich Torte und Kollegen bieten mir bewusst einen Schokoriegel an. Aber immerhin werden sie dabei richtig kreativ. Hier einige Sätze, die man beim Zuckerfasten zu hören bekommt.

"Oh schau, wie schön die Landschaft angezuckert ist." Es hat wieder einmal geschneit in Kärnten. Ich darf keinen Zucker essen und nicht einmal die Natur lässt mich das vergessen.

"Wie läufts mit dem Zucker? Ach, ich meine ohne. Haha." Ein Klassiker.

"Ist das wohl zuckerfrei?" Ein Satz, den man bei so ziemlich jeder Mahlzeit hört. Und wenn es nur ein grüner Salat ist.

"Fructose ist auch Zucker!" Das rief mir etwa ein Kollege im Vorbeigehen zu, als ich genüsslich eine Banane verspeiste. Damit hat er nicht unrecht. Aber irgendwo muss man auch seine Grenzen ziehen.

Tag 5: Ein Riecher für Süßes

Seit wann bitteschön schmecken Weintrauben so süß? War das schon immer so, oder ist das jetzt neu?

Nein, natürlich liegt das nicht an einer verbesserten Rezeptur seitens Mutter Natur. Seitdem ich auf Zucker verzichte, gesünder esse und meine Geschmacksnerven nicht mehr mit Industrie überstrapaziere, schmecken die einfachsten Nahrungsmittel viel intensiver. Und wie ich erfahren habe, geht es nicht nur mir so.

Ich bin jetzt nämlich einigen Facebook-Gruppen beigetreten, in denen Menschen ihre zuckerfreien Erfahrungen teilen. Das ist ungefähr so wie eine virtuelle Selbsthilfegruppe, wo jeder im Sesselkreis von seinen Erfolgen und Rückschlägen berichtet. Okay, vielleicht nicht ganz so dramatisch. Aber doch so nach dem Motto „die zuckerfreie Zeit hat mein Leben verändert.“ Der Konsens jedenfalls lautet: Ohne Zucker ist alles besser.

Ganz so weit bin ich leider noch nicht. Wenn ich meine Weintrauben durch Schokopralinen eintauschen könnte, ich glaub ich würd's machen. Aber immerhin: Gegen Heißhungerattacken habe ich in den Tiefen des Internets einen Tipp gefunden, obgleich er etwas kurios erscheint. Hat man Lust auf Süßes, soll man demnach an Vanillezucker riechen... Meine Empfehlung: Man sollte aufpassen, dass man den Zucker dabei nicht inhaliert.

Tag 4: Eine frohe Botschaft!

Mein ehemaliger Religionslehrer hat sich vor Kurzem auf Facebook bei mir gemeldet und eine frohe Botschaft verkündet. „Und vergiss nicht“, schrieb er, „die Sonntage sind keine Fasttage.“

Vor Überraschung habe ich mich an meinem zuckerfreien Kaugummi verschluckt. Von dieser Ausnahmeregelung hatte ich durchaus schon einmal gehört (wahrscheinlich damals im Religionsunterricht). Aber wie es scheint hat man erst richtig gefastet, wenn man fast darauf vergisst, das Fasten zu unterbrechen. Und jetzt sitze ich da und denke mir: Halleluja!

Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen: Meine geliebte weiße Schokolade, meine süß-salzige Erdnussbutter und der Donut mit Vanillefüllung, nach dem ich mich so sehr sehne, rücken plötzlich wieder in greifbare Nähe.

Und trotzdem will ich mich am Sonntag nicht meinen alten Verhaltensmustern hingeben. Immerhin bin ich mittlerweile seit vier Tagen quasi (Staubzucker-)trocken. Ein kompletter Rückfall würde am Ende gar alles zunichte machen, so fühlt es sich zumindest an.

Und so will ich mir morgen lediglich eine süße Sache aussuchen, die ich dann Bissen für Bissen, Zuckermolekül für Zuckermolekül, genieße. Bleibt die Frage, was die bessere Wahl ist – das Croissant zum Frühstück, die weiße Schoko zum Nachtisch oder doch der Donut zum Nachmittagskaffee?

Tag 2: Aggressiv durch Zuckerentzug? ICH DOCH NICHT!!!!!

Zwei Tage ohne Zucker sind geschafft und ich bin überwältigt. Es sind so viele Rückmeldungen, die ich bekommen habe. Motivierende Botschaften wie "Du schaffst das!", "Super Aktion!" oder "Ich mach mit!". Und dann kam noch eine etwas andere Reaktion. Ein einfacher Satz, der mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht: „Menschen, die unterzuckert sind, neigen zu Aggression.“

WIRKE ICH ETWA AGGRESSIV!!!??11!!?? Nachdem ich die E-Mail gelesen hatte, habe ich gleich eine Blitzumfrage gestartet. Die Reaktionen waren durch die Bank positiv: „Nope!“, „Du? Niemals!“, „Hahaha neiiiiiin!“ und „Aber natürlich nicht! Leg jetzt bitte das Kuchenmesser weg.“

Aber Spaß beiseite – mein Gemütszustand hat sich bislang wirklich nicht merklich verändert. Das mag daran liegen, dass ich, seitdem Schokoriegel, Kuchen und Co. für mich tabu sind, auf Obst umgestiegen bin. Durch die Menge an Fruchtzucker, die ich in den vergangenen Tagen konsumiert habe, bin ich also weit davon entfernt, unterzuckert zu sein. Meinen Obstkonsum etwas einzudämmen wäre der nächste Schritt.

Generell nehmen die Österreicher viel zu viel Zucker zu sich – laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) nämlich 33 Kilogramm jährlich. 33 Kilo, das ist so viel wie ein junger Pandabär wiegt. Oder der Fernseher meiner Oma. Oder 33 Ein-Kilo-Maßgewichte. Ein Großteil davon ist in Getränken und Fertiggerichten versteckt – vom Zucker, nicht von den Maßgewichten.

Die WHO empfiehlt, täglich nur 25 Gramm Zucker zu sich zu nehmen. Dem einen oder anderen Tortenliebhaber ist bei dem Gedanken wohl zum Weinen zumute. Funfact: 25 Gramm – das ist ungefähr so viel, wie eine Packung Papiertaschentücher wiegt.

PS: Später stellte sich heraus, dass sich die Reaktion des besagten Lesers nicht direkt auf mein Fastentagebuch, sondern auf die Fastenzeit generell bezieht. Nun frage ich mich aber doch, warum die Leserbriefredaktion sofort angenommen hat, dass ich gemeint bin... ;-)

Tag 1: Süße Versuchungen

Wenn jemand auf Zucker verzichten will und dann Zartbitterschokolade isst - ist das ein herber Rückschlag? Frage für einen Freund (der Wortspiele ziemlich gerne hat). Ich würde mich sowas natürlich nie getrauen. Zumindest nicht gleich zu Beginn - obwohl ich zugeben muss, dass der erste zuckerfreie Tag nicht einfach war.

Den habe ich nämlich in Wien verbracht und da lauern überall süße Versuchungen! Sachertorte, Punschkrapferl, Mozarttaler, Pandababys. Letztgenannte darf man im Tiergarten Schönbrunn natürlich weder füttern noch futtern. Süß sind sie trotzdem.

Es haben mich auch schon erste Reaktionen erreicht. Überraschung: Ich bin nicht die einzige die auf Zucker verzichtet. Und was noch viel wichtiger ist: Ich bin auch nicht die Einzige, die sich dabei schwer tut. Hier also meine Botschaft an alle, die heute nein zu Schokolade & Co. gesagt haben: Ihr seid super und die 40 Tage stehen wir locker durch - wir sind ja schließlich nicht aus Zucker! 

Fotografieren ist erlaubt, essen nicht.
Fotografieren ist erlaubt, essen nicht. © Felsberger

Das Vorhaben

Schoko, Torte, Muffins, Kuchen, Kekse – diese und noch viele weitere Dinge sind in den kommenden 40 Tagen für mich tabu. Zumindest, wenn sie in der klassischen Variante serviert werden. Denn ich verzichte ab heute auf Zucker.

Einfach wird es nicht werden, weil ich a.) Süßigkeiten über alles liebe und b.) Zucker überall lauert. Auch dort, wo man ihn gar nicht vermutet. In einer Dose Bohnen zum Beispiel. Und manche Menschen geben ihn sogar auf ihren Salat! Aber wie heißt es so schön: Die Abwechslung macht das Leben süß. Und deshalb wird in den kommenden 40 Tagen alles anders.

Ich hab mir das einmal durchgedacht. 40 Tage; das sind 960 Stunden oder 57.600 Minuten, die ich ohne Zucker auskommen muss. Umgerechnet sind das gefühlt 20 Tafeln Schokolade, die ich nicht essen werde, was wiederum 10.600 Kalorien sind, die ich mir „erspare“. Klingt eigentlich gar nicht so schlecht, oder?

Und auf Zucker zu verzichten heißt ohnehin nicht, dass ich alles Süße aus meinem Leben verbannen muss. Produkte, die von Natur aus Zucker enthalten – Obst zum Beispiel – sind erlaubt. Und dann gibt es noch eine Reihe an Alternativen, die ich im Laufe der Fastenzeit ausprobieren will. Trotzdem ist schon jetzt für mich klar: Zuckerschlecken werden die kommenden 40 Tage ganz bestimmt keines werden.