1. Wieso schläft mein Kind nachts nicht durch?
Die Fähigkeit, durchzuschlafen, ist ein von vielen Eltern langersehnter Schritt in der Entwicklung des Kindes, der von Lern- und Reifungsprozessen abhängig ist. Wir alle durchlaufen jede Nacht einen wellenförmigen Schlafzyklus, der auch Phasen von kurzem Wachsein umfasst. Durchschlafen bedeutet, dass es uns gelingt, wieder einzuschlafen bzw. weiterzuschlafen und so die Schlafphasen miteinander zu verbinden. Nächtliches Aufwachen ist also ein normaler Teil des Schlafes.

2. Wieso wird mein Baby ungefähr einmal in der Stunde wach?
Bei den meisten Babys kann man die Uhr danach stellen, sie werden einmal pro Stunde wach. Der Schlafzyklus eines Babys hat eine durchschnittliche Länge von etwa 45 Minuten. Das Baby wird dann kurz wach und viele brauchen Unterstützung, um wieder einzuschlafen. Um die Verbindung der einzelnen Schlafphasen zu unterstützen, ist es wichtig, auf die Bedürfnisse nach Nähe, Körperkontakt, Nahrung usw. einzugehen und die Kleinen beim Wiedereinschlafen zu begleiten. Sich sicher und geborgen zu fühlen, ist dabei wichtig.

3. Verwöhne ich mein Baby, wenn ich es zum Einschlafen stille?
Einschlafstillen ist ein natürlicher Vorgang. Die Muttermilch beinhaltet unter anderem Hormone, welche für das Einschlafen von Baby und Mutter förderlich sind. Zudem wird durch den Körperkontakt beim Stillen jede Menge Oxytocin ausgeschüttet, das wichtig für Entspannung und Geborgenheit ist.

4. Müssen Kinder schlafen lernen?
Nein, das Schlafen an sich müssen Babys und Kinder nicht lernen, das kennen und können sie bereits aus ihrer Zeit im Bauch der Mutter. Babys können sich aber nicht selbst beruhigen und auch größere Kinder brauchen oft die Unterstützung ihrer Eltern, um zur Ruhe zu kommen. Eltern haben die wichtige Aufgabe, eine den Bedürfnissen ihres Kindes angemessene, sichere Umgebung zu schaffen. Eltern können ihr Baby aktiv begleiten, den Unterschied zwischen Tag und Nacht kennenzulernen und die einzelnen Schlafzyklen miteinander zu verbinden und so mehrere Stunden am Stück "durchzuschlafen".

Sabine Rühl und Marie Köberl
Sabine Rühl und Marie Köberl © Privat

5. Ich höre oft: "Lass dein Baby schreien oder willst du es verwöhnen?"
Wenn Babys nachts wach werden, fühlen sie sich alleine und hilflos. Sie fordern lautstark Körperkontakt und Nähe zur Bezugsperson ein, weil es für sie überlebensnotwendig ist. Eine den Bedürfnissen des Babys angemessene Reaktion der Eltern wäre es zum Beispiel, das Kind hochzunehmen, leise zu reden, zu singen und somit die Bedürfnisse zu stillen. Reagieren Eltern nicht auf das Schreien, fühlen sich Babys alleine und empfinden dabei großen Stress, aus dem sie sich nicht selbst befreien können. Wenn niemand auf ihren Hilferuf reagiert, geben sie auf. So lernen sie, dass niemand da ist, um Schutz und Sicherheit zu bieten. Babys und Kinder sind auf eine feinfühlige und zuverlässige Reaktion der Eltern angewiesen. Eine sichere Eltern-Kind-Bindung ist eine wichtige Voraussetzung für ein gutes In-den-Schlaf-Sinken.

6. Mein Baby ist sechs Monate alt, bisher hat es gut geschlafen, jetzt schläft es nicht mehr durch und wacht häufig auf. Warum?
Meist haben Babys rund um den 4. und 5. Lebensmonat einen ersten Schlafrhythmus entwickelt, mit dem sich alle arrangiert haben. Rund um den 6. Lebensmonat tut sich aber einiges: erste Zähne, sie beginnen, sich fürs Familienessen zu interessieren, können sich vom Bauch auf den Rücken drehen und umgekehrt und vieles mehr. All diese Veränderungen müssen verarbeitet werden – oft nachts. So viele Veränderungen brauchen mehr Energie, weshalb Babys auch nachts (wieder) häufiger Hunger haben.

7. Mein Kind braucht mehr als eine Stunde zum Einschlafen, was kann ich tun?
Einschlafschwierigkeiten können unterschiedliche Hintergründe haben. Kleine Dinge können dabei Großes bewirken. Es kann hilfreich sein, sich folgende Fragen zu stellen: Wann ist der richtige Zeitpunkt, mein Kind ins Bett zu bringen, wann ist es müde? Wie sieht unser Abendritual aus? Sind unsere Schlafbedingungen optimal? Hat mein Kind ausreichend Bewegungs-, aber auch Ruhephasen während des Tages? Wie entspannt sind die Eltern und das Kind beim Einschlafbegleiten? Man darf nicht vergessen: (Ein-)Schlafen hat auch immer etwas mit Sich-Verabschieden, Sich-Trennen und Alleinesein zu tun. Dann fällt es uns leichter, zu verstehen, warum es Kindern schwerfallen kann, (alleine) einzuschlafen.