DER FALL. Nach 16 Jahren Ehe hat mir meine Frau eröffnet, dass sie sich in einen anderen verliebt hat. Schon vor fünf Jahren sagte sie, dass wir etwas für unsere Beziehung tun müssen. Ich fand das damals unnötig. Was kann ich jetzt noch tun? (Markus S.)

DIE ANTWORT:
Lieber Markus,
so eine Nachricht zieht einem den Boden unter den Füßen weg und man meint, eine Scheidung wäre nun unausweichlich. Doch wenn einen die Partnerin mit dem Schmerzlichsten konfrontiert, ist das eigentlich nicht das Ende. Vielmehr sollten Sie es als Anfang eines neuen Prozesses betrachten.
Wenn Paare in einer Dreiecksbeziehung zu uns kommen, empfehlen wir 1. einen möglichst klaren Kopf zu behalten und 2. alle großen Entscheidungen auf später zu verschieben. Das ermöglicht den 3. Schritt: den Mut zu fassen, sich die Situation gemeinsam anzuschauen. Was hat der andere, was ich nicht habe – diese naheliegende Frage bringt Sie beide nicht weiter. Die Frage muss lauten: Was fehlt in unserer Beziehung, das jetzt durch diesen Mann ausgefüllt wird? Offenbar fehlt etwas Bedeutendes – wäre dem nicht so, dann gäbe es keinen Grund für eine Außenbeziehung.
Vor vielen Jahren hatten auch wir zwei solcher Krisen, wir sind beide fremdgegangen. Unsere wichtigste Entscheidung war, dass wir gemeinsam hinter die Kulissen schauen wollten. Wir sind drangeblieben, bis wir alles geklärt hatten. Wir haben jeweils für den anderen gekämpft, und das mit Erfolg. Aus eigener Erfahrung und aus unserer Paartherapie-Praxis können wir sagen, dass gerade solche Krisen es ermöglichen, das Beziehungsfundament noch besser zu festigen.
Wenn Sie beide bereit sind, sich Zeit für eine Klärung zu nehmen, wäre das wunderbar. Erst dann kann man erkennen, ob ein Verzeihen möglich ist, ob Vertrauen wieder entsteht. Das schafft eine solide Basis, die dann zur wohlüberlegten Entscheidung führt: Wollen Sie sich in Wertschätzung und Respekt voneinander verabschieden – oder einen Neubeginn schaffen und gestärkt in eine gemeinsame Zukunft gehen.