Verena Maier, Klinische und Gesundheitspsychologin in Judenburg, arbeitet als Safe-Mentorin auf Basis des Münchner Bindungsexperten Karl Heinz Brisch (siehe "Eine sichere Bindung von Anfang an") und ist im Kinderschutzbereich tätig. „Man kann ein Kind nicht verwöhnen, wenn man seine Grundbedürfnisse erfüllt. Dazu zählen Schlafen, Trinken, Essen und die Bindung an sich.“ Maier bezieht sich auch auf wissenschaftliche Tests, die von der Entwicklungspsychologin Mary Ainsworth und dem Kinderpsychiater John Bowlby in den 1970er-Jahren durchgeführt wurden. Das Duo begründete die Bindungstheorie, die auf der Annahme beruht, dass Menschen ein angeborenes Bedürfnis haben, enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen.

Bindung als Fundament

„Kinder brauchen eine sichere Bindung. Diese bauen sie durch feinfühliges Eingehen der Bezugsperson auf ihre Bedürfnisse auf. Das bedeutet Wahrnehmung, Interpretation und rasche Reaktion auf das Bedürfnis des Kindes. Die Hauptbezugsperson wird anfangs meist die Mutter sein, kann aber auch der Vater oder die Oma sein. Grundsätzlich wird derjenige zur Bindungsperson, der auf die Bedürfnisse des Kindes reagiert“, so Maier. Eine sichere Bindung sei das Fundament für die psychische Entwicklung im ganzen Leben. „Es ist falsch, ein Baby schreien zu lassen, bis es einschläft. Es ist erwiesen, dass ein Baby ohne körperliche Nähe, auch wenn alle anderen Bedürfnisse befriedigt sind, nicht überleben kann.“