Noch bevor das eigentliche Interview mit Melitta Zadkovic beginnt, betont sie mehrmals, welch ein Anliegen es ihr sei, die Einrichtung sowie die dort arbeitenden Menschen öffentlich zu loben. „Schimpfen können sie alle, aber loben fällt vielen so schwer. Das möchte ich jetzt einmal öffentlich aussprechen. Weil hinten umma bringt ihnen das Lob ja nur bedingt was.“

Seit knapp einem Jahr lebt die 95-Jährige nun im Caritas Pflegewohnheim St. Peter. Sie hat neun schwere Operationen innerhalb kurzer Zeit hinter sich und ist auf ganzheitliche Pflege angewiesen. „Was hier geleistet wird kann sich jemand, der das nicht erlebt, gar nicht vorstellen.“, lobt sie. Noch immer hat unser Interview eigentlich noch gar nicht begonnen. Doch als einer der jungen Pfleger an uns vorbeistreift, beginnt sie erneut: „Schauen Sie! Diese jungen Menschen geben für uns ihre Zeit her. Für uns alte Menschen. Das finde ich derart großartig, dass mich der Anblick immer wieder aufs Neue erfreut. Wir alte Menschen haben unserer Leistungen schon geleistet, unserer Kräfte eingesetzt und unsere Erkenntnisse gebracht.“

Wunderbare Menschen hier und da

Als ich mich dazu entschieden habe, Frau Zadkovic nicht mehr zu unterbrechen und sie einfach erzählen zu lassen, ist es eine Pflegerin, die es tut. „Störe ich?“, fragt sie mich mit erschrockener Stimme, als sie das Aufnahmegerät sieht. „Du störst niemals.“, antwortet Frau Zadkovic an meiner Stelle. Was folgt ist ein wunderbarer Dialog der beiden Frauen. „Schauen Sie, Frau Zadkovic, ich bringe Ihnen Ihre Salbe!“ – „Danke vielmals, ist die auch fürs Gesicht?“ – „Ja, für die Hände, fürs Gesicht, für alles...“ – "Ah, das ist gut, weil ich muss ja schön sein für die Jugend.“ – „Ja, das stimmt, weil die Jugend ist immer schön.“ – „Aber auch wenn man alt ist kann man schön sein!“, beendet Frau Zadkovic gewitzt das Gespräch. Als die Pflegerin uns verlässt fügt sie flüsternd mir gewandt hinzu: „Ich sage Ihnen, das sind alles wunderbare Menschen hier. Ganz gleich ob Bursch oder Madl.“

Obwohl wir in einer ruhigeren Ecke des Hauses sitzen, gehen des Öfteren Pflegerinnen und Pfleger sowie Bewohnerinnen und Bewohner an uns vorbei. „Das ist mein Bärli!“, freut sich Frau Zadkovic, als einer der Pfleger auf dem Weg zu seiner Rauchpause bei uns Halt macht. „Er war Tag und Nacht für mich da. Ein großartiger Mensch. Und es war nicht leicht.“, fährt sie zu mir gerichtet fort. Dann wendet sie sich ihrem Bärli zu: „Geh, sag dem Herren von der Presse, was du schon alles mit mir mitgemacht hast!“ „Gar nichts, Melitta, gar nichts. Wir sind immer gut ausgekommen.“

"Man muss gut und ehrlich sein."

Und auch als eine ihrer Mitbewohnerinnen bei uns vorbeischaut hat sie eine Lebensweisheit parat: „Man muss gut sein, man muss ehrlich sein, und man muss die anderen gewinnen lassen. Aber nur beim Kartenspielen.“ Die Mitbewohnerin nimmt den Seitenhieb mit Augenzwinkern gelassen.

Frau Zadkovic bewundere jeden, der sich entscheidet, den Beruf des Pflegers auszuüben und wünscht ihnen Freude und Kraft. „Jemand, der einen Pflegeberuf ergreift, hat etwas vor. Er will anderen Menschen helfen. Mein ganzes Leben lang habe ich allen meine Hände gereicht. Jetzt freue ich mich über jede Hand, die mir gereicht wird.“