Die Reihe an gelben Kanistern vor dem schwarzen Wassertank wird mit jeder Stunde länger. Der Grund liegt vier Kilometer weiter östlich im Straßengraben. Der Lkw mit der Wasserlieferung ist bei einem missglückten Ausweichmanöver in den Straßengraben gekippt. 30.000 Liter Trinkwasser erreichen damit nicht ihr Ziel: durstige Menschen im Rhino Camp, einem weitläufigen Flüchtlingslager im Norden Ugandas.

Wasser wird aus dem Fluss gepumpt
Wasser wird aus dem Fluss gepumpt © Höfler
In den Tanks wird das Wasser gereinigt.
In den Tanks wird das Wasser gereinigt. © Höfler
Mit Tanklastwagen wird das Wasser in die Flüchtlingslager transportiert
Mit Tanklastwagen wird das Wasser in die Flüchtlingslager transportiert © Höfler


Das Wasser stammt aus dem Weißen Nil. Eine mittels Dieselgenerator betriebene Pumpe saugt es am Ortsrand von Kamkam aus einem Seitenarm des Flusses. Mit Kollegen aus Schweden und Deutschland sorgt ein kleines Team des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK) dafür, dass das Nilwasser trinkbar wird. „Die Rohwasserqualität ist ziemlich gut.“ Georg Ecker klingt zufrieden. Zusammen mit Christine Widmann und Gudrun Weidhofer war er in den letzten Wochen im Nordwesten Ugandas im Einsatz.

„Wir Österreicher gelten im Kreis der internationalen Hilfsorganisationen als Experten im Bereich Trinkwasseraufbereitung“, ist Michael Opriesnig, stellvertretender ÖRK-Generalsekretär, stolz. Auch im Zuge der aktuellen Flüchtlingskatastrophe im Grenzgebiet zum Südsudan sind sie eine wichtige Stütze der Not- und Erstversorgung.

Reinigung in Spezialtanks

Zwischen 600.000 und 800.000 Liter Wasser pro Tag werden mit der Spezialanlage gereinigt. Das Wasser wird dafür aus dem Fluss in sechs je 11.000 Liter fassende Spezialtanks direkt im Uferbereich gepumpt. Sie erinnern in ihrer äußeren Form – kreisrund, mit spitzgiebeligem „Hut“ – an die traditionellen Lehmhütten mit ihren Strohdächern. Nur dass die Tanks einen im Sonnenlicht silbrig funkelnden Metallmantel und eine blaue Plane als Dach haben. Darin wird mit Chlor (zur Desinfizierung) und Aluminium (zum Binden der Schwebstoffe) das Wasser halt- und trinkbar gemacht, bevor es in Tanklastwagen abgefüllt wird.

Die Trucks machen sich dann auf verschiedenen Routen auf, um die im weitläufigen Rhino Camp verteilten Flüchtlinge mit Wasser zu versorgen. Ein bis zwei Fahrten schaffen die Lkw pro Tag – je nach Entfernung der angefahrenen Verteilungspunkte. „Die Trucks sind der limitierende Faktor“, bedauert Ecker: „Wir würden auch mehr Wasser aufbereiten können.“

Warten auf das frische Wasser. Lange Kanisterschlangen vor einem leeren Tank.
Warten auf das frische Wasser. Lange Kanisterschlangen vor einem leeren Tank. © Höfler


Durchschnittlich stehen den Flüchtlingen hier pro Kopf und Tag elf Liter Wasser zu Verfügung – in entlegeneren Gebieten sind es nur fünf, internationaler Standard bei Hilfseinsätzen wären 15 Liter. Zum Vergleich: In Österreich liegt der Wasserverbrauch pro Kopf bei 130 Litern.