Natürlichkeit ja, aber bitte perfekt inszeniert: „Die Braut von heute wünscht sich einen Brautstrauß, der aussieht, als wäre sie selbst gerade über die Wiese gegangen und hätte die Blumen gepflückt.“ Evelyn Kühr, Meisterfloristin aus Klagenfurt, weiß, dass es wohl auch dem Internet und seiner Macht der Bilder zu verdanken ist, dass der Blumenschmuck mittlerweile genauso wichtiger Bestandteil einer Hochzeit ist wie das Essen und die Musik.  „Die Deko, die gesamte Inszenierung der Hochzeit ist eines der zentralen Dinge geworden“, sagt Kühr.

Meisterfloristin Evelyn Kühr
Meisterfloristin Evelyn Kühr © Theresa Pewal


Interessanterweise ist gerade für den natürlichen Stil Marke Blumenwiese das Können der Fachkraft gefragt: „Das Vintage-Thema ist ja noch nicht ganz vorbei. Die Brautsträuße werden mit Naturstielen gebunden, nicht mehr verdrahtet. Die meisten Bräute mögen es auch gar nicht mehr, dass die Stiele mit einem Satinband abgebunden werden“, erklärt Kühr.

Natürlichkeit ist gefragt
Natürlichkeit ist gefragt © Melanie Nedelko

Bei der Farbabstimmung beliebt sind nach wie vor Pastelltöne, Rosa, Apricot, Mint, Taubenblau und Creme. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden übrigens viele Blumen in zusätzlichen „Hochzeitsfarben“ gezüchtet: Mittlerweile gibt es auch Ranunkeln und Dahlien in blassem Rosa. Auch bei den Rosen besinnt man sich auf die „alten Sorten“, die mit den großen, vollen Köpfen.

Vintage wird abgelöst von Eleganz

Zwei bis drei Jahre, schätzt die Expertin, werde das Thema Vintage die Hochzeiten noch begleiten. Aber: „Es wird wieder klassischer, eleganter.“ Eine Richtung, die Kühr schätzt: „Denn ein paar Blumen in unterschiedliche Vasen zu stecken, ist keine besondere Herausforderung für eine Meisterfloristin.“ Mittlerweile erwachsen die zarten Pflanzen in edlen Silberschalen, Pokalen und Amphoren. „Die Plastikschalenzeit ist schon lange vorbei“, erinnert sich Kühr an die Zeit, als die Gestecke in kleinen, grünen Schalen steckten.

Romantisch und lässig

Rosenbögen, Blumenkränze und locker gebundene Brautsträuße: Auch die Bräute von Katharina Sternadmögen es natürlich und romantisch. Die Meisterfloristin aus Wildon in der Steiermark verarbeitet neben Englischen Rosen, Pfingstrosen, Astilben, Wiesenblumen, Dahlien und Sukkulenten auch Gräser, Eukalyptus und Olivenzweige zu vergänglichen Kunstwerken.

Meisterfloristin Katharina Sternad
Meisterfloristin Katharina Sternad © Karin Bergmann

Individualität und Kreativität

„Die Hochzeiten werden individueller, schlichter und kreativer“, sagt Sternad. Gleichzeitig brauche es eine klare Linie: „Die Dekoration muss sich wie ein roter Faden von der Einladung, dem Blumenschmuck über den Ort bis hin zur Hochzeitstorte durchziehen.“

Wintermelancholie von Evelyn Kühr
Wintermelancholie von Evelyn Kühr © Theresa Pewal

Neben dem Brautstrauß, dem Blumenschmuck in der Kirche und auf dem Standesamt, der Tischdeko, der Torte und dem Gesamtkonzept können sich die Bräute auch noch einen Wurfstrauß, Sträuße für die Brautjungfern und Anstecker für die Hochzeitsgäste fertigen lassen. Wem das alles zu viel wird, dem sei Evelyn Kührs Rat ans Herz gelegt: „Viele Bräute denken, alles muss dabei sein. Ich finde, es muss gar nicht sein, sondern nur das, was gefällt. Schließlich geht es ums Heiraten.“