Hoppalas sind immer unangenehm. Auf einer Ballnacht aber besonders. Knigge-Experte Thomas Schäfer-Elmayer zeigt auf, welche die seiner Meinung nach häufigsten Fehler sind, und gibt Tipps, wie man sie vermeidet. „Wie überall im Leben, kann man massenhaft Fehler machen. Passiert mir leider auch immer wieder“, sagt er.

Pünktlichkeit:
„Damit man einen Ballabend genießen kann, sollte man nicht gestresst hingehen. Man sollte sich Zeit nehmen, alles gut planen und wenn möglich, sobald Einlass ist, beim Balllokal auftauchen. Dann kann man den Abend gemütlich angehen. Vielleicht noch vorher einen Drink nehmen, im Balllokal seine Plätze suchen und so weiter.“

Kleidung:
„Die Stimmung bei jeder Veranstaltung wird von der Kleidung der Gäste oder der Personen, die dort teilnehmen, mitbestimmt. Es ist wichtig, dass man bei einem Ball festlich gekleidet ist. Diese festliche Kleidung sollte man auch die ganze Nacht durchhalten. Nicht, wenn es heiß wird, Mascherl und Sakko ausziehen.“

Respekt:
„Es ist bei einem Ball oder einer festlichen Veranstaltung besonders wichtig, dass man mit Wertschätzung, Respekt, Zuvorkommen und Hilfsbereitschaft miteinander umgeht. Was ich leider oft sehe, ist, dass Herren zum Beispiel ihrer Begleitung nicht einmal mehr aus dem Wagen helfen, obwohl die Dame im langen Ballkleid und mit den Ballschuhen schon etwas Schwierigkeiten haben kann.“

© APA/HERBERT PFARRHOFER


Tanzen:
„Das Wort ,Ball' kommt vom lateinischen ,ballare', herumschleudern, herumwirbeln. Damit ist Bewegung und Tanz gemeint. Wenn man zum Beispiel in einer Gruppe hingeht, sollte jeder Herr wenigstens einmal mit jeder Dame tanzen. Nicht nur mit seiner Partnerin oder überhaupt nicht.“

Begrüßung:
„Auf einem eleganten Ball ist ein Handkuss nicht schlecht. Das kommt ganz darauf an, in welchem Umfeld man sich bewegt. Unter Freunden und guten Bekannten wird der Handkuss mehr vom ,Bussi Bussi' verdrängt. Die Begrüßung ist etwas sehr Wichtiges. Es wird eine gewisse Atmosphäre und Stimmung kreiert. Wenn man jemanden mit einem mürrischen Gesicht begrüßt, ist automatisch die Stimmung entsprechend. Man sollte dem anderen aufmerksam gegenübertreten, in unserer Kultur ist Blickkontakt und freundliche Mimik wichtig.“

Anrede:
„Das Du ist sehr auf dem Vormarsch. Und manche sind der Meinung, wenn sie mit einem Teil eines Paares per Du sind, sind sie das auch mit dem anderen. Das stimmt definitiv nicht. Man sollte warten, dass die ranghöhere Person das Du anbietet. Das ist in der Gesellschaft sehr, sehr häufig die Dame, im Beruf kommt es auf die Hierarchie an.“

Mobiltelefon:
„Wir verlernen immer mehr, mit den Menschen zu kommunizieren, die in unserer unmittelbaren Umgebung sind. Und kommunizieren mit Leuten, die gar nicht da sind, viel mehr, weil wir uns ständig am Mobiltelefon betätigen. Im Restaurant gehört ein Mobiltelefon nicht auf den Tisch, außer wenn ich einen ganz dringenden Anruf erwarte. Das wäre, wenn meine Frau ein Kind erwartet. Telefonieren sollte dann aber nicht am Tisch stattfinden, um die anderen nicht zu stören. Wenn andere Leute am Tisch sitzen, sollte man sich nicht mit dem Mobiltelefon beschäftigen.“

Niesen:
„Es ist sehr unangenehm, wenn so etwas am Tisch passiert. Ganz wichtig: Immer Taschentücher dabei haben, und zwar Stoff und Papiertaschentücher. Wenn ich niesen muss, möglichst noch ins Taschentuch. Das schafft man  manchmal nicht. Dann schnell die linke Hand nehmen und anschließend unbedingt Hände waschen. Ganz egal, wenn man auch sagt, ich greife mit der linken Hand nichts an. Man greift immer etwas an. Man muss aufstehen und sich die Hände waschen gehen.“

Small Talk:
„Konfrontationsthemen möglichst komplett vermeiden, wenn man jemanden frisch kennenlernt. In Wirklichkeit ist es aber eine Kunst, Gespräche zu führen, die von angenehmen Dingen handeln. Gerade in Österreich haben wir genügend solche Themen, wie zum Beispiel unsere traumhafte Natur, Kultur, Sportveranstaltungen, Urlaub und alle möglichen  Interessen, die man haben kann. Beim Small Talk besonders wichtig: Ich schaue eher, dass der andere zum Reden kommt. Wichtig ist auch, dass ich mich darauf konzentriere, aktiv zuzuhören. Aktiv heißt, dass ich natürlich auch selbst Beiträge zum Gespräch bringen sollte, aber vor allem den anderen reden lassen sollte. Das ist ja auch etwas, wo man selbst viel mehr davon lernen kann, als wenn man etwas Brillantes ohnehin schon weiß.“