Der grüblerische Steven Spielberg und sein draufgängerischer "Indiana Jones"-Held Harrison Ford haben einiges gemein. Die ergrauten Hollywood-Stars sind beide über 70 Jahre alt, wenn das fünfte "Indy"-Abenteuer im Sommer 2019 in die Kinos kommt. Und Spielberg, der an diesem Sonntag sein rundes Jubiläum feiert, ist ebenso wie Ford vom Filmgeschäft kein bisschen müde.

"Ich werde bis an mein Lebensende Regie führen", sagte der Oscar-Preisträger im vergangenen Mai beim Filmfest in Cannes. Es sei eine tolle Arbeit voller Freude. "Ich liebe es." Dort stellte er seine 29. Spielfilm-Regiearbeit vor, den Fantasiefilm "BFG - Big Friendly Giant" über die ungewöhnliche Freundschaft der kleinen Sophie mit einem freundlichen Riesen.

Doch das ist schon wieder Vergangenheit und "Indiana Jones" ist nur eines von vielen laufenden Spielberg-Projekten. Ende nächsten Jahres will er das auf einer wahren Geschichte beruhende Historiendrama "The Kidnapping of Edgardo Mortara" auf die Leinwand bringen. Die Geschichte handelt von der Entführung eines sechs Jahre alten jüdischen Buben in Bologna im Jahr 1858, der seinen Eltern weggenommen und in der katholischen Kirche zum Priester ausgebildet wird. 2018 soll dann der Sci-Fi-Thriller "Ready Player One" über eine virtuelle Online-Welt im Jahr 2044 fertig sein.

Steven Spielberg mit Harrison Ford 2002
Steven Spielberg mit Harrison Ford 2002 © AP

"Der weiße Hai", "E.T." "Krieg der Welten", "Lincoln" - so produktiv, abwechslungsreich und dabei qualitativ verlässlich wie Spielberg ist kein anderer Hollywood-Regisseur. Dabei ließ sich der siebenfache Vater bisher noch von seiner Familie bremsen. Vor fünf Jahren, bei der Weltpremiere von "Tim und Struppi" in Paris, sagte er der dpa: "Die größte Beschränkung kommt bei mir durch die Familie. Die hat bei mir oberste Priorität. Wenn meine Familie mich braucht, kriegen sie von mir so viel Zeit wie sie wollen. Dann müssen die Filme warten."

Sein Output könnte noch größer werden, denn nun ist auch die jüngste Tochter - mit 20 Jahren - aus dem Haus. Seit langem ist Spielberg in zweiter Ehe mit Kate Capshaw verheiratet. Er hatte ihr 1984 die weibliche Hauptrolle in "Indiana Jones und der Tempel des Todes" gegeben.

Seine Liebe zum Film begann früh. "Seit ich zwölf Jahre alt war, habe ich Filme gedreht, damals noch auf Acht Millimeter. Ich wüsste gar nicht, wie ich ohne das Filmemachen existieren sollte", sagte er 2011 der dpa. Der im US-Staat Ohio geborene Sohn einer jüdischen Familie ließ sich auch nach zwei Absagen an kalifornischen Filmhochschulen nicht von seinen Hollywood-Ambitionen abbringen.

Familie Spielberg im Jahr 2003
Familie Spielberg im Jahr 2003 © AP/Abaca

Als Regieassistent bei TV-Serien fand er den Einstieg und drehte 1974 seinen ersten Spielfilm, "The Sugarland Express", ein Roadmovie mit Goldie Hawn. Gerade 28 Jahre alt schreckte er mit dem Horror-Streifen "Der weiße Hai" Hollywood auf und läutete damit die Ära der "Blockbuster"-Filme ein. Mit dem Science-Fiction-Thriller "Unheimliche Begegnung der dritten Art" und "Indiana Jones" setzte Spielberg seinen Siegeszug fort. "E.T." (1982) war der bis dahin kommerziell erfolgreichste Film überhaupt und wurde erst von Spielbergs Dinosaurier-Spektakel "Jurassic Park" und später von der "Titanic" überholt.

Spielberg brachte Milliarden in die Kinokassen, wurde aber als "ewiges Kind" Hollywoods nie ganz ernst genommen. Das änderte sich erst mit dem Drama "Die Farbe Lila" (1985, The Color Purple) über das Schicksal einer schwarzen Frau in den US-Südstaaten, das mit elf Oscar-Nominierungen bedacht wurde.

Wende mit "Schindlers Liste"

Die große Wende kam mit dem Holocaust-Drama "Schindlers Liste". "Ich bin nicht mehr der Mensch, der ich war, bevor ich nach Polen ging", sagte Spielberg, als er 1994 den Golden Globe und dann zwei Oscars - für Regie und Produktion - erhielt. "Dieser Film hat mein Leben verändert." Er drehte über Monate hinweg vor den Toren des Konzentrationslagers Auschwitz. Er betrieb Nachforschungen über eigene Verwandte, die im Holocaust getötet worden waren.

Noch im Jahr seines Oscar-Triumphs gründete Spielberg die Shoah Foundation, um den Holocaust mit Zeitzeugen-Interviews zu dokumentieren. Das riesige Archiv stellt die Stiftung Schulen und anderen Einrichtungen weltweit zur Verfügung. Er habe sich damals gefragt, ob dies vielleicht sein letzter Film sein könnte, sagte Spielberg im Juni in einem Interview der Filmzeitschrift "Hollywood Reporter". Das Trauma, diese Geschichte zu erzählen, habe ihn stark mitgenommen.

Ausblick auf "Indy 5"

Erst vier Jahre später meldete sich der Regisseur in den Kinos zurück - mit der Dinosaurier-Fortsetzung "Vergessene Welt: Jurassic Park". Als Produzent mischt er derzeit auch in der "Jurassic World"-Fortsetzung mit, die im Juni 2018 anlaufen soll. Der Mitbegründer des Hollywood-Studios DreamWorks hat sich auch dem Fernsehen verschrieben und zahlreiche Mini-Serien gedreht, darunter die Kriegsreihen "Band of Brothers - Wir waren wie Brüder" und "The Pacific".

Seinen zweiten Regie-Oscar nahm er 1999 für "Der Soldat James Ryan" entgegen. Oft packt er historische Stoffe an, wie den Olympia-Anschlag in "München", die Sklaven-Revolte in "Amistad", die Politik von "Lincoln" und das teils in Berlin gedrehte Spionage- Drama "Bridge of Spies - Der Unterhändler".

Doch jetzt sei er "super begeistert" von "Indiana Jones 5", wie der Regisseur dem "Hollywood Reporter" im Juni versicherte. Über den Plot wollte er nichts verraten, nur so viel: "Ich werde Harrison (Ford) am Ende nicht töten." Das sind gute Nachrichten für die Fans und den Schauspieler, der zuletzt als Han Solo im siebten Film der "Star Wars"-Saga das Zeitliche segnete.