Als im Frühjahr 2009 das Nachrichtenmagazin „profil“ enthüllte, dass der im Oktober zuvor verstorbene ehemalige Unterrichtsminister und Wiener Bürgermeister Helmut Zilk in den 1960er-Jahren vom tschechoslowakischen Geheimdienst als Spion geführt und bezahlt worden war, lief die Dementiermaschine an. Zilks Witwe Dagmar Koller versuchte, in einer ORF-Diskussion mithilfe eines Kruzifix’ die bösen Gerüchte zu bannen. Die „profil“-Story war aber wasserdicht. Und Zilk ist beileibe nicht der einzige prominente Staatsbürger, der Leichen im Keller hat(te).

Doppelleben


Neben Herbert Lackners „profil“-Artikel dienten noch die schriftlich fixierten Erinnerungen des tschechischen Regisseurs Jan Nemec („The Italien Connection“) als Ausgangsmaterial für das Filmdrehbuch, an dem neben Regisseur Franz Novotny noch Alrun Fichtenbauer und Martin Leidenfrost arbeiteten. Ihr Ansatz bestand darin, eine spannende Filmgeschichte rund um Doppelleben und Frauengeschichten zu kompilieren, ohne die reale Figur des Helmut Zilk zu denunzieren. Sie setzen ihre Bausteine so zusammen, dass Zilk am Ende als strahlender Held aus der Geschichte aussteigen kann. Dafür braucht es eine frei erfundene Räuberpistole.

Stadtgespräche


Franz Novotny lässt die Geschichte im Herbst 1964 in Prag beginnen, wo Zilk (Johannes Zeiler) eine Ausgabe seiner legendären „Stadtgespräche“ moderiert. Dort lernt er einerseits den systemkritischen Filmemacher Honza (Krystof Hádek) und dessen Freundin Eva (Vica Kerekes) sowie den Geheimdienstmann Nahodil (David Novotny) kennen. Zilk, keinem Pantscherl abgeneigt, sucht und findet näheren Kontakt zu Eva und macht sich für den Geheimdienst erpressbar. Zilk ist der einzige Klarname im Film, hinter Honza verbirgt sich der im heurigen März verstorbene Nemec.
Unverständlich, dass Eva Spreitzhofer Zilks Gattin als ziemliches „Zeiserl“ präsentieren muss. Der Steirer Johannes Zeiler (36) kreiert eine souveräne Hauptfigur. Heribert Sasse als hochrangiger Polizist gehört zum absoluten Plus des 100-Minuten-Films.