Ein Hamlet, über den alle zu lachen beginnen. Pierre Richard sind solche Bühnenerlebnisse vertraut. Schon in jungen Jahren hatte der Sohn begüteter Eltern den Traum, Schauspieler zu werden. Während er sich in seiner Vorstellung in großen klassischen Rollen sah, erkannten Regisseure bereits früh seine große Gabe, Menschen zum Lachen zu bringen. Jene brachte ihm ab 1959 Engagements an diversen Theatern und Kleinkunstbühnen und die eine oder andere kleinere Filmrolle ein. Mehr recht als schlecht gingen die Geschäfte für den in Paris lebenden Mimen, den zu dieser Zeit eine enge Freundschaft mit dem Chansonnier Georges Brassens verband.

Der große Durchbruch

Die große Stunde schlug für Richard schließlich in den 70er Jahren. Die Komödie "Der große Blonde" - in Frankreich vorerst kaum beachtet - wurde im deutschsprachigen Raum zum unerwarteten Kino-Hit, Richard über Nacht zum Star. Es folgten zahlreiche weitere Leinwand-Erfolge, die ihn immer wieder in der Rolle des liebenswerten Unglücksraben oder Tolpatsches zeigten.

In den 80er Jahren spannte Regisseur Francis Veber Richard und seinen Kollegen Gérard Depardieu für die Film-Trilogie "Ein Tolpatsch kommt selten allein", "Zwei irre Spaßvögel" und "Zwei irre Typen auf der Flucht" zusammen - ein absoluter Glücksgriff, wie sich zeigen sollte. Die Filme wurden zu Klassikern und erfreuen sich vor allem in der ehemaligen Sowjetunion bis heute großer Beliebtheit.

Ab den 90er Jahren wurde es ruhiger um Richard. Der Schauspieler versuchte sich verstärkt als Regisseur und Drehbuchautor und war vermehrt in ernsten Rollen zu sehen. Vom Publikum wurde dieser Wandel anfänglich zurückhaltend aufgenommen, von der Kritik gewürdigt. Er engagierte sich für die Opfer des Tschetschenien-Konfliktes und äußerte sich kritisch zur französischen Tagespolitik. Neben dem Schauspiel wurden der Weinbau bzw. ein marokkanisches Spezialitätenrestaurant zum zweiten Standbein für den Franzosen.

Ins Rampenlicht kehrte er schließlich im letzten Herbst zurück. Sein Auftritt in "Paris, Paris" an der Seite von Juliette Binoche fand großen Anklang bei Filmfreunden und Kritikern.

Privat verlief das Leben Richards nicht minder turbulent: Nach drei Scheidungen lebt der Schauspieler heute abwechselnd in seiner Pariser Stadtwohnung und auf seinem Anwesen am Land. Erfüllung findet der rüstige 75-Jährige im Familienleben. Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" resümierte er: "Ich habe sechs Enkel, alle unterschiedlich alt. Bei meinen Enkeln hole ich ein bisschen nach, was ich als Vater versäumt habe. Damals hatte ich kaum Zeit, habe immer gearbeitet, bin um die Welt gereist. Das bedaure ich. Mittlerweile drehe ich weniger, habe mehr Freizeit. Die verbringe ich am liebsten mit ihnen."