Im südfranzösischen Cannes ist am Mittwochabend das internationale Filmfestival eröffnet worden. Es sei für ihn "eine große Ehre, ein großes Privileg" und "eine große Verantwortung", Präsident der Jury des "wichtigsten Filmfestivals der Welt" zu sein, sagte der Italiener Nanni Moretti, bevor er bei der Eröffnungszeremonie seine Jury vorstellte. Als Juroren stehen ihm unter anderem die in Deutschland geborene Schauspielerin Diane Kruger, der britische Schauspieler Ewan McGregor und der französische Stardesigner Jean-Paul Gaultier zur Seite.

Als erster Film des offiziellen Wettbewerbs wurde "Moonrise Kingdom" des US-Regisseurs Wes Anderson gezeigt. Im Wettbewerb des Festivals konkurrieren bis zum Pfingstsonntag 22 Filme um die Goldene Palme, darunter auch zwei österreichische Filme. Sowohl Ulrich Seidl, dessen Trilogie-Erstling "Paradies: Liebe" bereits am Donnerstag der Presse vorgestellt wird, als auch Michael Haneke, dessen "Amour" am Sonntag präsentiert wird, sind nicht zum ersten Mal an der Croisette vertreten.

Insgesamt werden während des zwölftägigen Festivals 90 Spielfilme gezeigt, davon 20 im Nebenwettbewerb "Un certain regard" ("Ein gewisser Blick"). Das Festival endet am 27. Mai mit der Preisverleihung.

Missverstandene Seelenverwandte zur Eröffnung

Mit kruden Außenseitergeschichten und liebevoll ausgestatteten Tragikomödien hat sich Wes Anderson einen Namen gemacht. Von diesem Konzept weicht der US-Regisseur auch in seinem neuen Film "Moonrise Kingdom" nicht ab, der am (heutigen) Mittwochabend die 65. Internationalen Filmfestspiele in Cannes eröffnet und unter anderem Bruce Willis, Edward Norton, Bill Murray, Frances McDormand und Tilda Swinton in mehr oder weniger tragenden Rollen präsentiert. Im Zentrum stehen jedoch zwei jugendliche Außenseiter, die am Rande eines Pfadfinderlagers in den 1960er Jahren gegenseitig ihre missverstandenen Seelen retten.

Der Pfadfinder Sam Shakusky (Jared Gilman) ist Waisenkind und Kartografie-Experte, eloquent und altklug, nicht gerade beliebt, aber seit einer Schulaufführung von "Noahs Flut" in die depressive und etwas rabiate Raben-Darstellerin Suzy Bishop (Kara Hayward) verliebt. Aus einer Brieffreundschaft entwickelt sich bald der verwegene Plan, das Sommerlager für einen gemeinsamen Fluchtversuch aus dem ungeliebten Umfeld zu nutzen. Während sich zwischen den beiden Außenseitern eine zarte Romanze entspinnt, zieht jedoch ein Hurrican über der Insel auf - und Pfadfinder, Polizei und die Familie von Suzy machen sich auf die Suche nach den beiden Ausreißern.

Andersons sympathisches Ausstattungsfest "Moonrise Kingdom" eröffnet nicht nur das Festival, sondern auch den Wettbewerb, in dem heuer 22 Filme um die Goldene Palme, den Hauptpreis des Festivals, konkurrieren. Unter den durchwegs männlichen Regisseuren finden sich große Namen wie Ken Loach, Alain Resnais, Abbas Kiarostami und David Cronenberg. Aus Österreich kommen die Beiträge "Amour" von Michael Haneke und "Paradies: Liebe" von Ulrich Seidl, die beide bereits in der ersten Wochen am Programm stehen. Die Jury unter der Leitung des italienischen Regisseurs Nanni Moretti vergibt die Preise am Pfingstsonntag (27. Mai).