Elektrisches Licht preist er nicht nur als Annehmlichkeit, nein, „es ist einfach schön“. Da ist es natürlich extra schade, dass die Ausstellung „Peter Rosegger. Waldheimat und Weltwandel“, die heute im Museum für Geschichte in der Grazer Sackstraße eröffnet wird, gar so sparsam ausgeleuchtet ist.

Die Joanneums-Schau zum 175. Geburtstag und 100. Todestag des steirischen Dichters versteht sich als Zentralereignis in diesem Doppel-Jubiläumsjahr. Dafür werden Roseggers Biografie und Werk mit der historischen Phase der Revolutionen und Reformen verknüpft, die annähernd seinen Lebensdaten (1843-1918) entspricht.

Material hat der Zeitzeuge Rosegger für diese Präsentationsform dermaßen reichlich geliefert, dass die Ausstellungsmacher seine Produktivität scherzhaft mit der eines heutigen Bloggers vergleichen. Unermüdlich kommentierte der Autor die Ereignisse seiner Zeit - als Romancier wie als Herausgeber der Zeitschrift „Heimgarten“. Das Spektrum seiner Meinungen reichte von den eingangs erwähnten Segnungen der Elektrizität bis zu Landflucht und Arbeiterverelendung oder zur Luftverschmutzung in Graz. Zitate weisen ihn als Pazifisten und Liberalen ebenso aus wie als Deutschnationalen und Kriegstreiber - wie leicht Rosegger zu vereinnahmen war und ist, ist eines der wesentlichen Diskussionsthemen, die die Schau anbietet.

Darüber hinaus setzt die Ausstellung einen wirkungsvollen Rahmen für die Auseinandersetzung etwa mit den Lebensbedingungen des Bauern- und Bürgertums im ausgehenden 19. Jahrhundert - einem der großen Themen des Dichters. Im Speziellen hat sich das Team um Kuratorin Astrid Aschacher darauf konzentriert, Rosegger das Mäntelchen des biederen Waldbauernbuben abzunehmen.
Das gelingt am besten im Audioteil der Ausstellung, der mit Rosegger-Zitaten etwa zu Bildungsfragen, Urbanisierung („Großstadtleben ist Entartung und Untergang, nur verlangsamt durch ländlichen Zuzug“), Industrialisierung, Glauben, technischem Fortschritt bestückt ist. Parallel dazu wird auf Informationstafeln der zeithistorische Rahmen von der 1848er-Revolution bis zum Ersten Weltkrieg gesetzt.

Einblicke in Peter Roseggers Lebensumfeld: Objekte aus bäuerlichen und bürgerlichen Parallelwelten sind einander in Dioramen gegenübergestellt
Einblicke in Peter Roseggers Lebensumfeld: Objekte aus bäuerlichen und bürgerlichen Parallelwelten sind einander in Dioramen gegenübergestellt © UMJ/Lackner

Ausstellungsobjekte aus der Sammlung des Hauses, aus Volkskunde- und Landwirtschaftsmuseum illustrieren die zeitgenössischen Lebenswelten, arrangiert in sogenannten Dioramen - Schaukästen, die auch im späten 19. Jahrhundert populär waren. Da darf Roseggers berühmte Brille ebenso wenig fehlen wie sein Adressbuch; einem aus Haselruten zurechtgebogenen Schüsselbord des bäuerlichen Haushalts ist eine bürgerliche Tafel mit silbernem Zuckerkännchen und Polsterstuhl gegenübergestellt, einem aus Astgabeln notdürftig zurechtgeschnitzten Krückenpaar das medizinische Feinbesteck einer innovierenden Ärzteschaft: Die Umbrüche und Gegensätze der Rosegger-Zeit werden in verschachtelter Ausstellungsarchitektur exzellent in Szene gesetzt. Und wären noch deutlich spannender, hätte man nicht den Großteil der Objektinformation einer streng reduktionsorientierten Ästhetik geopfert.