Drei Konzerte der Jazz Bigband Graz hintereinander, jeweils in Graz und Wien, und noch dazu mit drei verschiedenen Programmen. Ist das nicht ein bisschen gewagt?

Heinrich VON KALNEIN: Und ob! Das große Wagnis war uns anfangs nicht einmal so richtig klar. Da stand die Idee, dass es nach drei Produktionen aus eigener Feder, mit denen wir unseren Sound aufbauten, wieder Zeit sei, ein neues Element in Form eines anderen Künstlers mit ins Spiel zu bringen.

Aber die einzelnen Programme sind ja nicht gerade alt und haben live ja Spielraum.

Finden wir auch, die Programme, mit denen das begonnen hat - "Electric Poetry" und "Urban Folktales" - sind alles andere als abgespielt. Aber es war ein guter Moment für eine Zäsur, einmal innezuhalten und zu schauen, wie's weitergehen kann. Und wie wäre das nun, wenn man einmal mit allen Gästen an drei Abenden diese Programme präsentiert? Diese Gäste sind zum Teil Musiker, die damals fix dabei waren, wie der Saxophonist Johannes Enders oder der Kontrabassist Henning Sieverts, aber auch solche, die etwa nur bei der Produktion von „Urban Folktales“ mitwirkten, also Sänger Theo Bleckmann und Gitarrist Nguyên Lê. Barbara Buchholz, die das Theremin spielte, ist ja leider 2012 allzu früh verstorben.

Eine euphorische deutsche Rezension der aktuellen CD "True Stories" beginnt mit dem Satz: "Huch, der Bandname verheißt ja erst mal nix Gutes!". Womit wir wieder bei der Frage sind, inwiefern hadert die JBBG mit dem Attribut Jazz?

Mein Partner Horst Michael Schaffer und ich haben uns viele Gedanken über den Namen gemacht und für uns war er auch immer suboptimal. Andererseits ist er ja behaftet mit der langen Geschichte der Band. Für uns funktioniert er auch in dem Sinne in unserer Musik, indem wir Jazz als eine Haltung definieren und damit als Fähigkeit zur Improvisation und zur Intuition. Denn bei all dem popmusikalischen Gerüst ist das Herz eindeutig Jazz. Und wir spielen mit diesen Elementen in dem Maß, in dem schon Duke Ellington mit seiner Band mit den popmusikalischen Elementen seiner Epoche gespielt hat. So gesehen stimmt der Name dann wieder.

Die JBBG besteht aktuell aus 16 bis 18 Musikern im Format einer klassischen Jazz Big Band. War diese vorbelastete Besetzung eine umso größere Herausforderung, einen besonderen Sound zu erreichen? War nicht auch eine Umbesetzung verlockend?

Die klassische Besetzung war von Anfang an eine große Herausforderung. Wir haben aber auch festgestellt, dass es einen guten Grund gibt für dieses Format. Wir haben zwischen unserer ersten und zweiten Produktion die Bläsersätze verkleinert, haben das später aber wieder zurückgenommen, weil das nicht immer gewünschte Folgen hatte. Wir können uns jetzt aber für eine musikalische Weiterentwicklung vorstellen, die Besetzung radikal umzustellen. Das ist zumindest eine Option.

Stimmt es, dass in Zukunft auch Komponisten von außerhalb der Jazz Big Band Graz eingeladen werden sollen?

Wir sind aktuell im Gespräch mit mehreren Künstlern, die alle auch so einen gewissen Anteil von Minimal haben und die man so im Umfeld des ECM Label-Katalogs finden kann. Ich möchte aber noch keine Namen nennen. Wenn's klappt, wird's eine sehr spannende Geschichte mit einem Künstler, der mit Big-Band-Werken und mit Bläsern bis dato noch nichts gemacht hat. Wir sind guter Dinge, dass wir das realisieren können.

Triology
Das Festival der Jazz Bigband Graz, jeweils 20 Uhr
Generalmusikdirektion Graz
7. 12.: "Electric Poetry", u. a. mit Henning Sieverts (bass) und Herb Berger (sax)
8. 12.: "Urban Folk- tales", u. a. mit Theo Bleckmann (voc, Foto) und Nguyên Lê (g)
9. 12.: "True Stories", mit Special Guest DJ Reebone.
Tel. (0316) 871 871 11
www.jazzbigbandgraz.com