Zur styriarte, die dem Tanz gewidmet ist, lieferte die zweite SOAP nicht nur Musikalisches, sondern auch Biographisches einer österreichischen Institution wie Johann Strauß, der - als Deutscher und Protestant starb. Der 62-Jährige wechselte nämlich Staatsbürgerschaft und Konfession, um die Frau seines Herzens heiraten zu können. Adele, die Witwe eines anderen (nicht verwandten Strauß), wurde zunächst Geliebte, später Ehefrau und Managerin und endlich geschäftstüchtige Nachlassverwalterin des legendären Jean. Sie sorgte auch dafür, dass der Nachwelt das Bild des bescheidenen, humorvollen Mannes, der die Menschen mit seiner Musik beschenkte, blieb. Ganz im Sinne einer auch orthographischen Verdichtung des Themas las die Schauspielerin Ursula Strauss aus den Briefen der "lästigen Witwe". Da kamen Lieblingsspeisen zur Sprache, intime Gschichterln, aber auch klarsichtige Befunde der Jüdin zur Wiener Gesellschaft und Sorgen über Familie und Familiengeschäfte.

Von Bruder Josef Strauß, dem vielseitig begabten Maschinenbauingenieur und Erfinder, waren denn auch die beiden ersten Tänze, die Polka "Frauenherz" und der geheimnisvoll herbe "Dynamiden-Walzer". Erst dann ging das achtköpfige Salonorchester unter der Leitung von Rudolf Leopold mit Maria Bader-Kubizek an der ersten Violine zu Johann Strauß über. Die feurige Polka schnell "Éljen a Magyár" und der Walzer "Wo die Citronen blühn" bezeugten das diplomatische Geschick, mit dem Strauß auf Tourneen sein Publikum verzauberte. Innig und warm ertönte "Künstlerleben", mit dem er in Paris reüssierte. Die melancholische Romanze Nr. 1 in d-Moll erlaubte schließlich ein differenziertes Bild vom "Walzerkönig" und wurde zum musikalischen Höhepunkt des Abends. Für einen Benefizabend in Eugenie Schwarzwalds Schule bearbeiteten Anton von Webern den Schatz-Walzer aus dem "Zigeunerbaron" und Alban Berg "Wein, Weib und Gesang". Feierlich anhebend mündet dieser Walzer, den Richard Wagner besonders schätzte, in siegreicher Stimmung.