© Lyniv/Facebook

Ja, die junge Musikergeneration nutzt Generalpausen mittlerweile längst auch im Takt von Social Media: Zufrieden postete Oksana Lyniv gestern Vormittag auf Facebook obigen Herzensgruß samt Foto auf der Grazer Hauptbrücke.

Beglückt durfte die neue Chefdirigentin der Oper Graz auch durchaus sein. Und mit ihr das Publikum. Denn bei ihrem Debüt beim Festival styriarte, das mit seinem Faible für Frauen am Pult bei der Programmplanung schon im Vorjahr einen guten Riecher hatte, bestätigte die 39-Jährige gleich einmal ihren hervorragenden Ruf.

Zu ihrem Einstand im Stefaniensaal brachte sie zwei große Ballettmusiken von Tschaikowsky mit. Schon beim „Nussknacker“ (1892) wurde die grazile Ukrainerin selbst quasi zur Tänzerin. Ob quecksilbrig in der Ouvertüre oder anmutig im „Tanz der Zuckerfee“: Lyniv setzte mit elegant fließenden Bewegungen Akzente. Und sie ließ sich auch nicht aus dem Schritt bringen, als ein Stark-regen auf dem Dach des Grazer Congresses ein langes Trommelsolo gab. Das styriarte-Festspielorchester folgte ihrer straffen, aber doch auch Luft lassenden Zeichengebung mit Verve, nur beim scharfen russischen Volkstanz „Trepak“ brachte sie das große Ensemble knapp an die Belastungsgrenze.

Nora von Waldstätten las zwischen den Suitensätzen E. T. A. Hoffmanns arg saccharinhältiges Weihnachtsmärchen „Nussknacker und Mäusekönig“. Weit stimmiger geriet die Musik-Wort-Schichtung im „Schwanensee“ (1877). Die Wiener Schauspielerin fügte Kamil Bednárs von Thomas Höft neu getextete Version der Sage von der Schwanenprinzessin, die nur wahre Liebe aus einem bösen Bann erlösen kann, fein in die Zaubermusik. Von der aufwogenden Szene Nr. 1 über den blühenden Blumenwalzer bis zum Prachtfinale des Überwältigungsgroßmeisters Tschaikowsky konnten auch Solisten um Konzertmeister Rüdiger Lotter, die firmen Bläser und natürlich die stets den Spannungsbogen haltende Chefin selbst ihre Trümpfe ausspielen.

Hand aufs Facebook-Herz: Man muss kein großer Prophet sein, um zu behaupten, dass Oksana Lyniv noch viele harte musikalische Nüsse akkurat knacken und ihre Zuhörer noch oft „happy“ machen wird.

Konzert in Ö 1: 4. Juli, 14.05 Uhr.