Lange war die Eröffnungs-Performance still: Die Tänzer und Tänzerinnen, von denen nicht einmal die Gesichter zu sehen waren, damit sich der Zuseher noch besser in ihnen finden kann, stellten sich zu expliziten Posen zusammen. Langsam und unaufgeregt arrangierten sich einzelne Pärchen oder Gruppen - jeder mit jedem. 30 Minuten lang, ohne einen einzigen Ton und das Publikum wagte in der Stille in der Helmut List-Halle kaum zu husten. Erst nach einer halben Stunde geriet mehr Bewegung in das Treiben, das - nach wie vor in Stille - zu einem Gewusel wuchs und einen Hauch komischen "Gang Bang" mit sich brachte.

Plötzlich liefen die Tänzer zwischen die Tribünen und ließen das Publikum etwas fragend zurück. Verhaltenes Klatschen wurde schnell wieder eingestellt als allen klar wurde, dass es nur der erste "Akt" war. Die Männer und Frauen zogen ihre blauen Anzüge aus, dafür weiße Socken und Turnschuhe an. Ansonsten blieben sie splitterfasernackt und rannten so zurück auf die Bühne, um sich erneut in Gruppen wie Skulpturen aufzustellen. Im zweiten "Akt" blieben die Tänzerinnen und Tänzer weitgehend in gleicher Position, stimmten aber gemeinsam in einen Chor aus Lustschreien ein, der abermals überzogen dargestellt wurde und aus einem Porno stammen hätte können.

Das Publikum saß nach wie vor gespannt da, konnte sich aber vereinzelte Schmunzler und Lacher ob der absichtlich übertriebenen Darstellung nicht verkneifen. Wirklich locker wurden die Zuschauer im dritten "Akt", bei dem alle Tänzerinnen und Tänzer bunt gemischt minutenlang zu Benny Goodmanns "Sing, Sing, Sing" im Lindy Hop tanzten - nach wie vor nackt und mit doch sehr gewagten Einblicken.

Der Gesellschaftstanz am Ende der Performance ist eine Weiterentwicklung von "to come" und sollte ebenfalls Lust mitbringen, schilderte Ingvartsen in einem Interview im Begleitkatalog zum 50. steirischen herbst. Es sei ein Tanz, der Kapazität zur Erzeugung von Freude habe - und zwar nicht nur für die Tänzer, sondern auch für den Zuschauer. Wahrlich klatschte das Publikum am Ende mit und verabschiedete die Tänzer und Tänzerinnen, unter denen sich auch Ingvartsen selbst befand. Drei Mal applaudierten die Zuschauer die Tänzer zurück auf die Bühne - ehe eine etwa 15 Meter lange Tafel voller Köstlichkeiten hereingeschoben wurde und zu einem Buffet der Lüste lud. Dieses wurde ebenfalls von der Dänin konzipiert und bildete mit Elektro-Brass von "Die Vögel" einen genussvollen Abschluss.

Buffet der Lüste auf einer 15 Meter langen Tafel
Buffet der Lüste auf einer 15 Meter langen Tafel © herbst/J. J. Kucek