„Da gibt es nichts zu sehen“, sagt Seth (Dave Franco) zu seiner Schwester Katie (Abbi Jacobson), als sie seine Arme nach Einstichstellen untersucht. Doch das Leugnen hat keinen Zweck: Das Heroin hat ihn schon längst wieder vereinnahmt. Wieso er Zuflucht in den Drogen sucht, weiß der junge Mann selbst nicht so genau. Die Geschwister, beide Normalos aus einer liebevollen Mittelklasse-Familie, könnten unterschiedlicher nicht sein. Katie überfordert ihr Umfeld mit ihrem überbordenden Perfektionismus. Seth bekommt trotz Vaterpflichten die Füße nicht auf den Boden. Als die beiden einen gemeinsamen Abend verbringen, verblasst gerade der letzte Rausch. Der nächste Schuss muss sitzen. Und das alles mit Seths zweijähriger Tochter im Schlepptau.

Drogenmissbrauch findet nicht immer hinter verschlossener Tür statt.
Drogenmissbrauch findet nicht immer hinter verschlossener Tür statt. © (c) Netflix



Die neue Netflix-Produktion „6 Ballons“ verzichtet auf Klischees und Pathos. Stattdessen braucht Regisseurin Marja-Lewis Ryan lediglich 75 Minuten, um die herkömmlichen Erwartungen an einen Film über Drogenmissbrauch zu zerquetschen. Ohne Wertung wird ein Porträt aus der Mitte der Gesellschaft heraus skizziert. Denn der Missbrauch von Drogen findet schon lange nicht mehr nur hinter verschlossenen Türen statt.

Fazit: Nah, ungeschminkt und sehr, sehr wichtig.

Der Film „6 Ballons“ ist auf Netflix abrufbar.