"Wenn man Trüffel will, muss man mit den Schweinen im Dreck wühlen“, sagt Agent Ford (Jonathan Groff) vom FBI. Was er damit meint: Möchte man verstehen, was in den Köpfen blutrünstiger Serienmörder vorgeht, muss man mit ihnen sprechen. Doch das steht in der Kriminalforschung der 1970er-Jahre nicht auf der Agenda.

In der neuen Netflix-Serie „Mindhunter“ ist die zentrale Sicherheitsbehörde der USA zwar breit aufgestellt, aber die Analyse der mörderischen Psyche ist nach wie vor kein Gegenstand der Forschung. Aus diesem Grund zieht der ansonsten so glatt gebügelte Agent Ford alle Blicke auf sich, als er mit seinem Team, bestehend aus Kollege Bill Tench (Holt McCallany) und der Psychologin Wendy Carr (Anna Torv), die Verhaltensforschung vorantreibt.

So tingeln sie von Gefängnis zu Gefängnis und fühlen prominenten Mördern auf den Zahn. Der Mehrwert: ein Einblick in düstere Gedankenwelten, die sich jeglicher Logik entziehen. Jedoch ohne eine Vorahnung, welche Abgründe sich auftun werden.

In den zehn Folgen der ersten Staffel verzichtet Regisseur David Fincher („Fight Club“) auf Blut in großen Mengen und actionreiches Tamtam. Stattdessen erzählt er eine fiktive Geschichte, die sich dennoch mit Fällen aus der Realität beschäftigt. Zum Beispiel der Fall Edmund Kemper - ein Mann, der in seinem Leben mehr als eine Blutspur hinterlassen hat.

Geradlinig und wortschwer schippert die Serie Richtung Unheil und stellt die Frage, wie nah man dem personifizierten Bösen kommen darf. Dabei bleibt die Optik zumeist düster und in rauchige Schleier gehüllt - Zigaretten in jeder Lebenslage gehörten damals bekanntlich zum guten Ton. Was aber tiefer liegt, ist der Blick auf eine Gesellschaft, die lange Zeit Gewalt mit Gegengewalt bekämpfte. Eine zweite „Mindhunter“-Staffel hat Netflix bereits in Aussicht gestellt. Katrin Fischer