Zwei Wochen verbrachte Andreas Prochaska ("Das finstere Tal") in Los Angeles, um in den Bergen von Santa Monica mit dem Komponisten Matthias Weber an der Musik zu seinem ORF/ZDF- Dreiteiler "Maximilian" zu arbeiten. Mit der APA sprach der österreichische Regisseur über das Mammut-Projekt und warum es "wahrscheinlicher ist, vom Blitz getroffen zu werden", als in Hollywood einen Film zu machen.

In den Hügeln von Topanga

Topanga in den Hügeln von Los Angeles soll dem Schriftsteller Robert Arthur als Vorbild für Rocky Beach gedient haben, dem fiktiven Handlungsort der Jugendbuchserie "Die Drei ???". In den 1920ern war diese Gegend ein beliebter Ausflugsort für Hollywoodstars der Stummfilmära, aber auch heute noch bieten die sanften Hügel ein nettes Umfeld für Künstler. Versteckt in der idyllischen Abgeschiedenheit liegt das Tonstudio von Matthias Weber, dem langjährigen Filmkomponisten von Andreas Prochaska.

"Wir haben eben erst festgestellt, dass wir seit 10 Jahren zusammenarbeiten", sagt Prochaska über die kreative Kollaboration, die 2006 mit "In 3 Tagen bist du tot" begann und augenscheinlich in eine schöpferische Freundschaft gewachsen ist. Manchmal sitzt Prochaska dann, wenn er hier ist, in der oberen Etage des Tonstudios und hört die Klänge von unten heraufkommen, während er an einem Drehbuch arbeitet. "Ich kann kein Instrument spielen, aber mir macht es einen irrsinnigen Spaß, ihm zuzuschauen. Das ist total inspirierend hier."

Ausgezeichnete Kompositionen

Zusammengeführt hat die beiden Prochaskas damalige Cutterin Kartin Hartusch. "Sie hat zu mir gesagt: 'Du musst den treffen, der ist gut'", so der 51-jährige Wiener. "Also nicht, dass es in Österreich nicht auch gute Leute gäbe. Aber was ich gesucht habe, war - abgesehen von der regionalen Authentizität - ein visueller und akustischer Auftritt, der einen internationalen Standard hat. Die Musik, die Matthias macht, ist nicht einfach 'copy & paste Hollywood', sondern hat einen eigenen Klang." Seitdem hat der Deutsche die Musik zu "In 3 Tagen bist du tot 2", "Das Wunder von Kärnten" und "Das finstere Tal" geschrieben. Für letzteren wurde Weber mit dem Österreichischen und dem Deutschen Filmpreis geehrt.

Am Set von
Am Set von "Maximilian": Andreas Prochaska, Kathi Zechner und Tobias Moretti © ORF

"Es ist so unser Ding geworden, dass wir unseren eigenen Sound kreieren", erzählt der 55-jährige Musiker. "Ich habe zwar klassische Komposition studiert, bin aber zum Großteil Klangbastler. Ich habe Spaß an Klängen, die ich noch nie gehört habe. Das haben wir beide als Stilmittel jetzt auch von Film zu Film weitergeführt. Es macht einen Mordsspaß." Das musikalische Thema des Dreiteilers nennt er "MariMaxi Fanfare" und obwohl er schon seit 25 Jahren komponiert, ist es jedes Mal eine neue Herausforderung. "'Maximilian' sieht super geil aus und du willst natürlich an diesen Standard rankommen und die Geschichte auf dem gleichen Niveau miterzählen, aber gleichzeitig nicht klingen wie Mainstream-Hollywood, denn das ist relativ langweilig geworden. Deshalb kommt für uns eine Kombination aus Traditionellem und Experimentellem zusammen."

"Maximilian" erzählt in drei Mal 90 Minuten die historische Geschichte von Maximilian von Habsburg (Jannis Niewöhner) und Maria von Burgund (Christa Théret), und ist mit einem Budget von etwa 15,5 Millionen Euro ein ambitioniertes Projekt. "Es hat sich zumindest nach viel weniger angefühlt, aber was uns an Geld fehlte, haben wir durch Leidenschaft und Engagement versucht auszugleichen", erzählt Prochaska von den Strapazen der Dreharbeiten, die im vergangenen Jahr von 5. August bis 8. Dezember stattfanden.

In der Zeitmaschine

Die Kulisse bestand u.a. aus 60 Burgen und Schlössern, 3.000 Komparsen, 550 Pferden, 800 Kostümen und 100 Rüstungen. Jetzt steckt Prochaska mitten in der sechsmonatigen Post-Produktion. "Es war eine unglaubliche Herausforderung. Wir hatten in Summe 25 Drehtage pro Film. Wir hatten an die 72 Sprechrollen mit historischen Kostümen und historischen Frisuren. Unsere Kostüme mussten alle angefertigt werden. Und wir haben zweisprachig gedreht, ein Drittel der Besetzung war ja Französisch." Für ihn als Regisseur war es spannend, jeden Morgen "in eine Zeitmaschine zu steigen" und im 15. Jahrhundert zu landen.

"Weder Zwerge noch Drachen"

Im Vorfeld wird das TV-Großereignis gerne als österreichisches "Game of Thrones" gehandelt, eine US-Serie, die der Regisseur selbst auch liebt. Aber Prochaska möchte den Vergleich nicht überstrapazieren. "'Maximilian' hat mit Fantasy gar nichts zu tun. Wir haben weder Zwerge noch Drachen. Wir wollten aber schon, was das Drehbuch und die Umsetzung betrifft, diesen Production Value erreichen."

Die US-Serie ist bekannt für ihre expliziten Sexszenen. Auf die Frage, ob man das auch von 'Maximilian' erwarten dürfe, lächelt der Regisseur. "'Game of Thrones' ist eine Serie, die für HBO produziert wird. Wir sind um 20.15 Uhr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen angesetzt. Wenn da um halb 9 die Köpfe abgeschlagen und Orgien veranstaltet werden, dann mag das vielleicht für einige interessant sein, aber für viele andere ist es wahrscheinlich eher ein Grund wegzuschalten. Wir wollten es ja nicht kopieren. Sex gibt es schon auch, aber alles im Rahmen der Geschichte. Wir wollen jetzt nicht nur Sex und Gewalt in lustigen Kostümen." Er selbst ist mit amerikanischen Fernsehserien und Filmen aufgewachsen und erzählt, dass er lieber einen John Ford als einen Robert Bresson angeschaut hat. "Es hat einfach mehr meinem Bedürfnis nach Geschichtenerzählen entsprochen."

Während seines Aufenthalts hat Prochaska auch ein paar Meetings wahrgenommen, aber über ungelegte Eier spricht er nicht. "Vor 10 Jahren, als ich das erste Mal hier war, dachte ich mir: 'Demnächst mache ich meinen ersten Hollywood-Film.' Aber die Filme, über die damals gesprochen wurde, sind bis heute nicht gedreht worden. Da ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass du vom Blitz getroffen wirst." Er sei Hollywood zugetan, müsse aber nicht ums Biegen und Brechen hier arbeiten. "Es muss einfach passen. Ich genieße in Österreich eine sehr große künstlerische Freiheit."