Die Rahmenbedingungen waren alles andere als optimal. Heftiger Regen am Samstag Nachmittag hat das Konzertgelände in eine riesige Schlammwiese verwandelt. Und auch das Zubringer-Service lief nicht optimal, nach dem Konzert gab es harsche Kritik. Obwohl der Konzertbeginn um 15 Minuten verschoben wurde, kamen zahlreiche Fans zu spät zum Konzert-Highlight des Jahres.

Und, ja, um es vorweg zu nehmen: Es war ein Höhepunkt. Was die Herren Jagger, Richards, Wood und Watts da im Rahmen ihrer "No Filter"-Tour abgeliefert haben, war ganz großes Rock-Kino.

Die Bühne in teuflisches Rot getaucht, ging es mit "Sympathy for the Devil" los. Ein idealer Einstieg, ein unverwüstbarer Song. Mick Jagger schlängelte sich wie eine Königscobra über den Laufsteg, Keith Richards wuchtete seine Riffs in die Menge, Ron Wood lieferte den unerschütterlichen Rhythmus dazu, und Charlie Watts trommelte stoisch wie eh und je vor sich hin. Was für ein schräger Haufen!

Zurück zu den Wurzeln

"It's only Rock 'n' Roll" folgte, "Tumbling Dice" rundete den Eröffnungs-Dreier ab. Dann zwei Blues-Hadern vom letzten Album "Blue & Lonesome". Jagger lässt die Mundharmonika aufjaulen, zurück zu den Wurzeln ist die Devise. Mit dem Blues hat alles begonnen, vor 55 Jahren, beim Blues ist die Band wieder gelandet. Punktgenau!

Die Setlist lässt keine bzw. wenig Wünsche offen. "You can't always get what you want" hat noch immer viel Pathos, "Paint it black" noch immer viel böses Blut. "Miss you" gerät zum funkigen Feger und "Midnight Rambler" zu einer wunderbar schrägen Krachorgie. Natürlich steht auch "Satisfaction" auf der Liste - gefolgt von "Gimme Shelter" und "Jumpin' Jack Flash" als Zugaben.

Nach Jahren der Überladung klingen die Stones wieder rau, ruppig und wunderbar rotzig. Man muss schon sehr gut sein, um so falsch zu klingen. Mick Jagger, der Zeremonienmeister, liefert immer wieder Zwischenansagen in fast perfektem Deutsch. Er weiß zum Beispiel, dass in Österreich im Oktober gewählt wird, "aber ihr habt schon heute gewählt." Den Publikumssong nämlich, in diesem Fall "She's a Rainbow".

Fazit: Es ist nur Rock 'n' Roll. Und doch so viel. Wenn man es richtig macht.

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