Das größte Spektakel - jedenfalls im Sinne des Besucheransturms - werden dabei sicherlich die rollenden Steine abziehen: Mick Jagger, Keith Richards, Ron Wood und Charlie Watts kommen mit ihrer Entourage am 16. September nach Spielberg. Und vielleicht gibt es dort sogar neue Songs zu hören, hat die Band doch erst kürzlich bestätigt, dass man an einem neuen Album arbeitet. Im Vorjahr kam mit "Blue and Lonesome" eine Platte mit Blues-Coverversionen auf den Markt. So oder so - ein Fixpunkt im Konzertkalender sind die Stones in jedem Fall.

Definitiv neues Material hat deren Landsmann Paul Weller im Gepäck, punktete der "Modfather" doch erst kürzlich mit dem sehr souligen "A Kind Revolution". Wie die Stücke live klingen, davon kann man sich am 7. und 8. September in Wien und Linz überzeugen. Und wenn wir schon bei erfolgreichen Briten sind: Sting konnte erst im Sommer mit seiner "57th & 9th"-Tour auf der Burg Clam begeistern. Wer das verpasst hat, bekommt am 13. September in Rankweil und tags darauf in Wien die Gelegenheit, ein Aufeinandertreffen mit dem ehemaligen Police-Frontmann nachzuholen.

Und der Einfachheit halber bleiben wir doch gleich auf den britischen Inseln - bzw. bei Künstlern, die von dort kommen: Schmusesänger James Blunt, der zwar gerne mal in die triefende Kitschkiste beim Songwriting greift, sich dafür selber aber nicht zu ernst nimmt, sorgt am 31. Oktober in Wien und am 1. November in Salzburg für Unterhaltung. Queen sind wiederum nach wie vor mit Sänger Adam Lambert auf Tour unterwegs und servieren am 8. November in Wien Hymnen a la "We Will Rock You" oder "Bohemian Rhapsody". Gebürtiger Brite ist auch Gavin Rossdale, seines Zeichens Frontmann der Rockband Bush und mittlerweile in den USA zuhause. Er kommt mit seiner Gruppe am 8. Oktober ebenfalls in die Bundeshauptstadt.

Bleibt die Frage, ob auch digitale Musikhelden geografisch zu verorten sind? 2-D, Murdoc, Russel und Noodle ist es sicherlich Einerlei - die Figuren der Comicband Gorillaz werden immerhin von Blur-Kreativkopf Damon Albarn und Künstler Jamie Hewlett (erraten: sie stammen beide aus England) mit Leben gefüllt. Heuer erschien mit "Humanz" das fünfte Album, das als virtuelles Erlebnis am 2. November in Wien für Staunen sorgen wird. Am 15. November heißt es selberorts: Schick machen für einen Abend im Club. Immerhin schauen Jamiroquai mit viel Funk und Stroboskop-Licht vorbei. Komplettiert wird das ziemlich dominante UK-Aufgebot durch Wahlengländer Nick Cave, der zu Allerheiligen in Wien seine dunklen Lieder zum Besten geben wird.

Nicht vorbei ist es damit aber mit der Vorherrschaft des Rock - kunterbunte Popstars sucht man bis dato im Herbstprogramm der großen Spielstätten nämlich vergeblich. Stattdessen wird bei den Queens Of The Stone Age (5. November, Wien) mit ausladendem Hüftschwung und viel Liebe zu Soul wie Blues das Tanzbein geschwungen, deuten die Fleet Foxes (8. November, Wien) aktuell ihren leicht sperrigen Folk-Indie-Verschnitt noch eine Spur progressiver als man es gewohnt ist und kennt man Schockrocker Marilyn Manson (20. November, Wien) ohnehin eher für schrille Effekte denn die feinen Zwischentöne.

Ein bisschen aus der Reihe tanzen da Sigur Ros (16. Oktober, Wien): Gerne als isländische Klangmagier bezeichnet, weiß die Gruppe filigrane Zwischenwelten mit viel Atmosphäre und Gefühl zu füllen. Das ist nicht von ungefähr Musik, die zum Träumen einlädt und als akustische Umsetzung der eindrucksvollen Landschaft ihrer Heimat Bestand hat. Vielfältig im Ausdruck, wenngleich auf andere Art, ist auch Alice Cooper, der seine kleine Horrorshow am 27. November in Wien abzieht. Als Elder Statesman des Chanson schaut wiederum Charles Aznavour, der heuer seinen 93. Geburtstag gefeiert hat, in der Bundeshauptstadt vorbei (9. Dezember). Und Tori Amos (20. September in Linz sowie 1. Oktober in Wien) hält die Fahne der weiblichen Musikerinnen empor. Ansonsten werden viele Geschlechtsgenossinnen nämlich von den Veranstaltern eher links liegen gelassen. Die US-Amerikanerin bringt außerdem ihr neues Album "Native Invader" mit.

Wer auf Kontrastprogramm steht, kann sich im Deutsch-Rap auf den neuesten Stand bringen: Bereits vor einem Jahr angekündigt, kommt nämlich Casper nun doch mit seiner Platte "Lang lebe der Tod" um die Ecke und versucht an den Erfolg des Vorgängers "Hinterland" (2013) anzuknüpfen. Live gibt es neue Songs wie das düstere Titelstück oder den ziemlich effektiven Electro-Punk "Sirenen" am 14. November in Wien zu erleben. Und nicht nur Casper oder Tori Amos sorgen für Zuwachs im Plattenregal: Die Berliner Beatsteaks kommen mit einem Doppelalbum voller Stilkreuzungen um die Ecke ("Yours" erscheint am 1. September), The National bieten wieder dunkel-schwere Kost ("Sleep Well Beast", 9. September) und Dave Grohl und seine Foo Fighters melden sich mit "Concrete And Gold" zurück (15. September).

Alte Tugenden beschwören hingegen Prophets of Rage, eine Kreuzung aus den Rage-Against-The-Machine-Musikern und den Rappern Chuck D sowie B-Real, die heuer schon beim Nova Rock für Furore sorgten. Das selbstbetitelte Debüt erscheint ebenfalls am 15. September. Und während die Wiener Strizzis von Wanda sich auf ihrem dritten Album ("Niente" kommt am 6. Oktober) beweisen müssen, kehrt auch eine Königin des Pop mit neuem Futter für die Fans zurück: Taylor Swift hat sich diesbezüglich wieder als perfekte Marketingstrategin gezeigt und gehörige Spannung aufgebaut, bevor diese Woche "Reputation" angekündigt wurde. Der Nachfolger zum höchst erfolgreichen "1989" erscheint am 10. November und wird - so weit kann man sich aus dem Fenster lehnen - dem Popherbst sicherlich seinen Stempel aufdrücken.