Am zweiten Tag des Frequency Festivals prallte programmatisch alles aufeinander. Kommerz-Djs wie "Robin Schulz" folgten auf Raplegenden wie „Cypress Hill“, Singer-Songwriterin „Birdy“ hauchte modernen Folk-Pop, während sich auf der Weekender Stage, ganz versteckt und unverhohlen, die eigentliche Hauptszenerie dieses Tages entwickelte. Zu guter Letzt gab es mit „Bilderbuch“ als Headliner eine gehörige Portion Gigolo-Charme. Der breit aufgestellte Spielplan sorgt jedoch für mehr Ernüchterung als Entzücken.

Die unverhältnismäßig früh angelegten Auftritte der Deutschrap Senkrechtstarter „Rin“ oder „Nimo“ bleiben fragwürdig, die völlig deplatzierte Verlegungen ins Innere hatte eine überfüllte und in Schweiß vereinte Halle zur Folge. Von Seiten des Veranstalters hatte scheinbar niemand mit einem dermaßen großen Ansturm gerechnet.

FREQUENCY 2017: KONZERT - YUNG HURN
FREQUENCY 2017: KONZERT - YUNG HURN © (c) APA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET)

Als krönender Abschluss des hochkarätigen Raptages, bot der Wiener „Dada-Rapper“ „Yung Hurn“ genau das, was man von ihm erwartete. -  Entgleisung um der Kunst Willen, Exzentrik zwischen Gewöhnlichem und Unmittelbarkeit. Auf der Videowall sind Aufnahmen von ORF Wettermoderator Marcus Wadsak zu sehen, hin und wieder fährt eine Wiener Tram um die Kurve. Hach es kann so einfach und ehrlich sein. Yung Hurn aka Kristus Ronaldo und seine zehn bis zwölf Jünger im Hintergrund rotzen sich durch die Setlist. „Das ist alles ein bissl‘ chaotisch; Welchen Song wollts‘ denn noch hören?“, fragt dieser. Das Publikum will sie alle hören. Wie gesagt, chaotisch.

Zu später Stunde gab es schließlich „Placebo“ und „Bilderbuch“ zu bestaunen. Als Siegeszug des heimischen Musikorganismus kann die Reihung besagter Bands allemal gesehen werden. Wann gab es zu dieser späten Stunde zum letzten Mal Headineslots für österreichische Musikkunst?

Als vorletzter Act auf der Hauptbühne gastierten die Briten von „Placebo“ rund um Frontman Brian Molko. - Straighter Gitarrensound wie  es ihn nur noch selten gibt. Der Andrang war groß, die Publikumseuphorie sollte sich aber erst mit dem Auftritt der vier Bilderbücher in die Höhe schrauben.

Bilderbuch ist eine Band für die große Theatralik, geschaffen für den ungebändigten Livepathos. Insbesondere die etwas hager anmutenden Stücke des letzten Albums nehmen so Gestalt an. Die „alten“ Hits vom Durchbruchs-Longplayer „Schick Schock“ lullen nach wie vor galant ein.

Was bleibt, ist lediglich das Gefühl, das alles schon einmal gesehen zu haben. Der Wiedererkennungswert zieht sich an diesem zweiten Abend weiterhin durchs Programm und wird vermutlich bis zum letzten Tag andauern, an dem mit „Wanda“ das zweite Aushängeschild Österreichs gastiert.