Diese britische Band legte Mitte der Nuller-Jahre einen Raketenstart hin, kam nach drei Monaten im Probenkeller zu einem Plattenvertrag und schlug auf der Insel sofort voll ein. Die goldenen Jahre des Britpop waren lang vorbei, die Fans lechzten nach einer Band, die wieder selbstbewusst im Zeichen des Union Jack musizierte. Doch trotz vier formidabler Alben – und einer „The Best of So far“-Compilation nach 12 Jahren ihres Bestehens heuer, sind The Kooks nicht zu den Sternen geflogen, hat der Raketenschub sie nicht ganz an die Spitze, nicht in die ganz großen Hallen getragen.

Sonntagabend spielten Luke Pritchard, Hugh Harris, Peter Denton und Alexis Nunez folgerichtig in Wien auch „nur“ im Gasometer, dieser war aber restlos ausverkauft und kochte phasenweise auf hoher Flamme. Schnörkellos, in feiner Spiellaune eröffneten The Kooks ihren Gig vor rund 3000 – teils erstaunlich jungen – Fans, ohne auch nur eine kurze Aufwärmphase zu brauchen. Sie haben die Halle sofort, ab der Mitte des auch zeitlich relativ knackig angelegten Sets von 90 Minuten inklusive Zugaben, steht auch auf der Sitzplatztribüne alles.

Hits aus dem Handgelenk

Man kann sie alle nennen, die „Britpopper“ der letzten 60 Jahre: The Beatles, The Kinks, David Bowie, The Cure, Blur, Oasis, Pulp und die Liste ließe sich lange forsetzen – und man kann in den Songs der vier Briten so manche Anleihe an alle diese Großen der letzten Generationen heraushören. Aber sie sind britpoppiger als die meisten Genannten und fröhlicher als jene der jüngeren Geschichte. Elektrische und akustische Gitarren wechseln sich ab, da gibt es keine Angst vor „Ooh La“ vor Oh Yeah oder gar Lalalalala. Pop in all seiner Pracht mit feiner Indie-Note die ein paar Stromschnellen in den Mainstream wuchtet. Sie spielen alle ihre "Sing alongs": „She Moves in Her Own Way“, „Be Who You Are“, “Shine On“, als erste Zugabe das wunderbare “Seaside”. Luke springt, singt mit den Fans, die fast jeden Song mitanstimmen, klatscht die Menge im Takt ein und lässt seine unverkennbare Stimme immer wieder aufblitzen. Ja, fast meint man, diese Band schüttelt Hits wirklich einfach so aus dem Handgelenk.

Sound im Gasometer diesmal top

Der Sound ist im für seine problematische Akustik berüchtigten Gasometer an diesem Abend keine Wünsche offen. Das Set ist dem Publikum fast zu knackig kurz, und doch gehen die Fans zufrieden nach Hause. Und sie leben doch, Bands, die auch die Jungen noch vor die Bühne bringen, die keine Angst vor Melodien und eingängigen Refrains haben. Mit ihrem „Best of, So Far“ Live, das ein echtes Hitfeuerwerk ist und eine fröhliche Studentenparty provozierte, überzeugten die Briten und zeigten, dass sie trotz verpufften Raketenstarts die Substanz für die Langstrecke im für Gitarrenbands inzwischen so schwierigen Musikbusiness haben. Album Nummer fünf ist eingespielt und wird ab dem Frühjahr 2018 in den Markt gesetzt. Shine On!