Man hat den Eindruck, dass Ihr euch auf dem dritten Album auf hohem Niveau buchstäblich „nichts geschissen“ habt. Stimmt dieser Eindruck?
MICHAEL MARCO WANDA: Ja, das gefällt mir. Diese Wahrnehmung ist gut. Wenn du diesen Eindruck hast, dann haben wir alles richtig gemacht. Wir waren auf dieser Platte noch schneller als sonst, wir haben sie an zehn Tagen eingespielt.


Aber hinter diesem „Niente“ steckt wohl viel Arbeit?
Natürlich. Das Aufnehmen ist eher der Rock and Roll-Teil, das Spaßige, das Wilde, wenn du so willst. Dem voran geht in meinem Fall eine lebenslange Beschäftigung mit der Musik, mit dem Schreiben, mit Literatur. Ich schreibe rund 200 Songs pro Jahr – und davon schaffen es dann rund zwölf auf eine Platte.


Wie wählt man dann aus?
Da gibt es einen einfachen Trick: Wenn das Lied am nächsten Tag noch im Kopf ist, dann hat sich das Lied bewiesen. Und die nächste Phase: John Lennon kommt aus dem Himmel und stempelt den Song ab, heißt: Er befindet ihn für gut.


Dieser John Lennon hat einen grandios blöden Satz gesagt: „Before Elvis there was nothing“.
Natürlich war das ein blöder Satz. Das Fundament des Rock ‘n’ Roll war der Blues, die amerikanische Bürgerrechtsbewegung. Und dann kommt so ein englischer Schnösel daher und sagt, dass es vor Elvis nichts gegeben hat. Mit diesem Satz kann man zurecht ein Problem haben.


Auf Wikipedia steht: „Wanda, eine Popband aus Wien“.
Fakenews!


Wanda stehen für Rock and Roll, Bilberbuch für Pop. Was ist der Unterschied?
Ach Gott, ich bin kein Musikwissenschafter, mir sind diese Grenzsetzungen zuwider. Aber, um es kurz zu machen, der Unterschied zwischen Wanda und Bilderbuch ist viermal Platin.


Die berühmte Wanda-Lederjacke liegt inzwischen im Museum. Was könnte die nächste Textil-Ikone sein?
Ich hab’s nicht so mit Marken. Wir lehnen auch diese beschissenen Sponsoringversuche ab. Ich selbst trage T-Shirts, gutes Schuhwerk, alles andere ist gockelhaft und peinlich.


Du bist für den Song „0043“ von Journalistenkollegen geprügelt worden.
Mit Worten kann man prügeln. Aber der soll sich einmal aufstellen vor mir!


Was tust du dann?
Dann schauen wir einmal weiter! Aber im Ernst: Am Ende hat das Publikum recht. Ich mache das nicht für Anerkennung, nicht für Ruhm – sondern aus Lust für den Rock and Roll.


Ist „Niente“ der Abschluss einer Trilogie?
Nein! Ich möchte meine Arbeit ungern in solche Denkweisen einsperren. Ich bin ja kein Hellseher. Ich weiß ja nicht, ob dieses Album ein Abschluss ist oder ein Anfang – es fühlt sich eher wie ein Anfang an.


Die Grundstimmung von „Niente“ ist trüb, wiengrau, auch todessehnsüchtig.
Unsere Musik war schon immer von Melancholie durchzogen. Aber letzten Endes geht es bei uns immer um einen Triumph über die Problemstellungen des Lebens.


Was ist der beste Rock-Song aller Zeiten?
Strawberry Fields von John Lennon. Und zwar deshalb, weil er in diesem Lied einen lyrischen Paradigmenwechsel bewerkstelligt hat. Dieser Song ist der Sigmund Fr