Sunrise Avenue, die überaus erfolgreiche finnische Band, bringt am Freitag ihr neues Album "Heartbreak Century" heraus. Dass man zu vielen Liedern darauf in der Skihütte oder auf Oktoberfesten schunkeln kann, stört Sänger Samu Haber nicht: "Die Musik von Sunrise Avenue und die Songs die ich schreibe, sind ein Volksschlager-Pop-Ding-was-auch-immer. Am Ende ist der Refrain immer simpel."

Die ohnehin oft dünne Linie zwischen Schlager und Pop ist in den vergangenen Jahren zweifelsohne noch schmaler geworden. "Es ist doch dasselbe", meinte Haber. "Volksmusik, also Folk, wird überall auf der Welt respektiert. Aber in Deutschland und Österreich hat das Wort einen schlechten Geschmack. Niemand will Schlagerkünstler genannt werden, auch wenn Helene Fischer so großen Erfolg damit hat."

Der 41-jährige Sänger, Gitarrist und Songschreiber sieht das lockerer: "Ja, viele unserer Lieder könnten auch Schlager sein. Unsere Musik ist nicht zu raffiniert. Wir konzentrieren uns vielleicht mehr auf das Gefühl als auf einen coolen Sound. Unsere Lieder kann man leicht mitsingen, das macht sie zum Schlager, zu potenzielle Singles. Aber was ist Sunrise Avenue? Am Ende ist es Musik."

Keine Fließbandarbeit

Allerdings hält Haber nichts von Fließbandarbeit nach einer Blaupause. "Ehrlichkeit war immer mein Ding - und das der Band." Daher habe er beschlossen, nichts zu veröffentlichen, was er nicht selbst aufregend findet. "In der modernen Instagram-Welt bemühen sich viele Künstler, gemocht zu werden. Aber darum geht es nicht", betonte der Musiker. "Respektiere deine Fans, denn ohne sie hast du keine Karriere. Aber versuche nie, sie zufriedenzustellen, sonst hast du das Spiel verloren."

Darum hat es vier Jahre gedauert, bis ein neues Album fertig war. "Es ist nicht leicht, gute Musik zu kreieren", meinte Haber. "Wir haben rund 80 Songs über die Jahre nicht veröffentlicht. Die könnten wir zu einem Album zusammenstoppeln und sagen: 'Kauft!' Aber das machen wir nicht. Ich würde lieber ein einziges gutes Album im Leben rausbringen als fünf durchschnittliche."

Um sich inspirieren zu lassen, hat sich Haber erst einmal auf Reisen gemacht. "Wir haben alles gesehen - Clubs, Hallen, Stadien und die ganz großen Arenen. Ich habe Distanz von dem allen, aber auch von allen Leuten gebraucht", erzählte der Finne im Interview mit der APA. "Man muss manchmal allein sein, sonst funkt dir die Vergangenheit immer dazwischen. Darum ist es gut, allein mit deiner Gitarre irgendwohin zu gehen und dich ein bisschen verängstigt zu fühlen."

Bei der Arbeit an neuem Material lässt Haber prinzipiell nur ein Motto zu: "Den Ball auspacken und spielen, den Instinkten folgen." Und die einzige Frage, die er zulässt, "ist die, ob mir ein Song gefällt", sagte er. "Ich bin nicht hier, um jemanden zufriedenzustellen. Ich bin ein Sänger und Songschreiber. Und wenn jemanden meine Lieder mag, dann danke. Es steht den Leuten frei, die Musik zu hören. Aber man kann es nicht planen, dass sie das tun."

Die Lieder auf "Heartbreak Century" mögen nahe am Schlager gebaut sein, aber dass sie glatt poliert sind, sollte man Haber nicht vorwerfen. Der eine oder andere Fehler sei bewusst nicht ausgebessert worden, betonte dieser. "Am Ende eines Tages ist es bloß Musik, keine Rakete, die auf perfektem Weg zum Mond fliegen muss. Musik sollte nicht perfekt sein, sondern kleine Kratzer haben."