Für Herbert Grönemeyer ist das Musikmachen immer auch ein politischer Vorgang. "Ich komme aus der alten Rock 'n' Roll-Zeit aus den 60ern und 70ern, und Musik ist für mich bis heute politisch", sagte er am Donnerstag auf dem Hamburger Reeperbahnfestival. "Kunst ist dafür da, eine Gesellschaft aufzurütteln. Das ist unsere Aufgabe. Wir sind dafür da, die Leute zu verärgern und nervös zu machen."

Bei den heutigen Künstlern vermisse er oftmals eine gewisse Haltung. "Die Politik findet vielleicht im Hip-Hop, im Rap statt, aber ansonsten ist die Musikszene wie vieles andere sehr "Frau-Merkel-durchgenebelt"." Kunst, gerade junge Kunst sei dazu da, "den Etablierten auf die Nerven zu gehen und zu sagen: das ist Mist, was ihr hier macht."

Harsche Kritik übte der Sänger an der Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Ich hab von Frau Merkel auch noch nichts dazu gehört, was im Osten vorgeht, was da für ein Rechtsruck passiert." Und auch von Merkels vielfach gelobter Flüchtlingspolitik aus dem Jahr 2015 hält der 61-Jährige nicht viel. "Man verbindet jetzt Frau Merkel immer mit dem Flüchtlingsthema, aber Frau Merkel hat das Flüchtlingsthema einen Mist interessiert", meinte Grönemeyer. "Die Gesellschaft ist den Geflüchteten entgegengegangen, und dann hat sie reagiert und sich das ans Revers gehängt."