In den Wald kehrt allmählich wieder Ruhe ein. Am Sonntag traten noch die letzten Besucher des Out Of The Woods in Wiesen die Heimreise an, während simultan dazu die Abbauarbeiten am Festivalgelände liefen. Von Donnerstag bis Samstag hatten 4000 Musikbegeisterte pro Tag das sonst so idyllische Dorf im Burgenland kurzerhand in einen wahren Indie-Zirkus verwandelt.

Die kanadische Sängerin Leslie Feist setzte Samstagnacht mit ihren zarten Tönen den musikalischen Schlusspunkt beim wunderbar arrangierten Festival. Es wollte jedoch nicht so recht funken zwischen der Künstlerin und ihrem Publikum. Eine Stunde lang brachte Feist ausschließlich Stücke ihres neuen Albums „Pleasure“ in klanglich reduzierter Form zur Aufführung. Nicht jeder Besucher hatte seinen Spaß damit. Als sie gen Ende mit ihren Hits „1234“ oder „I Feel It All“ versuchte, Fahrt aufzunehmen, war das Stimmungsbarometer bereits Richtung „Sperrstunde“ gewandert. Es war zum Großteil kein Stimmungsset für ein Festivalpublikum.

Die ausschweifenden Klänge hielten nicht alle Festivalbesucher bei Laune - einige, auch in den vorderen Reihen, nahmen das Konzert zum Anlass, um ein Gespräch mit dem Stehnachbarn anzufangen. Dabei war der überdachte Platz vor der Hauptbühne komplett voll, nachdem der einsetzende Starkregen die weiter hinten auf der Wiese sitzenden Zuhörer nach vorne getrieben hatte. Hätte es das gesamte Konzert nicht durchregnet, wären einige Festivalbesucher wohl schon verfrüht die Heimreise angetreten. 

Sohn überzeugte

Deutlich besser konnte eine Stunde zuvor Sohn die Massen mobilisieren. Der jahrelang in Wien lebende Christopher Taylor verwandelte mit seinen Elektropop-Hymnen und deren treibenden Beats die überdachte Hauptbühne zu einem wummernden Ort der Glückseligkeit. Eine genial gesetzte Lichtshow steuerte den Rest zu einem einmaligen Konzerterlebnis bei. Erfreulich: Die dichten Werke von Sohn funktionieren anscheinend nicht nur auf dem Album gut, sondern auch in freier Musik-Wildbahn. Das Indie-Volk war jedenfalls begeistert.

Bei Sohn wurde getanzt:

Veranstalter erfreut

Erfreut über das heurige Out Of The Woods zeigen sich auch die Veranstalter. „Wir hatten 2017 deutlich mehr Besucher als im Vorjahr“, sagt Arcadia-Geschäftsführer Filip Potocki zufrieden. Das habe vor allem mit dem starken Line-up zu tun: Besonders alt-J am Donnerstag und der Freitag-Tripelpack mit Phoenix, den Foals und Metronomy seien für viele ein Grund gewesen, die als „Boutique“-Festival ausgeschilderte Veranstaltung zu besuchen. Boutique deshalb, da auf der Nebenbühne so manche (noch) unbekannte Indieperle am Timetable stand. Daneben glänzte das Festival mit musikinteressierten Besuchern und einer entspannten Atmosphäre. Gute Voraussetzungen also für eine Neuauflage 2018.

Ein Eklat

Benjamin Clementine sorgte auf der Hauptbühne für einen kleinen Eklat: Der Londoner bezeichnete das Publikum als "Deutsche", was ihm vereinzelt Pfiffe einbrachte. Zuvor hatte er sich noch über die in der Wiese sitzenden Menschen echauffiert und sie aufgefordert, vor die Bühne zu kommen. Die Ungereimtheiten schaffte er mit seinen souligen Folkperlen wieder aus der Welt. Trotzdem blieb der fahle Beigeschmack, als Publikum vom Künstler nicht ganz ernst genommen zu werden. Ein Novum am Out Of The Woods.

Kein Gewitter

Die Gewitterprognosen haben sich am Tag nicht bestätigt. Es blitzte zwar ein paar Mal am Himmel, jedoch der große Krach blieb aus - zumindest von oben, denn auf der Main Stage gaben die Niederländer Kensington bei Nieselregen ordentlich Gas. Lediglich das Publikum vor der Bühne wirkte schon ein bisschen müde: Die heißen Temperaturen der vergangenen Tage und so manche wilde Nacht sah man den Festivalbesucher bereits an. Erst in den Nachtstunden setzte schließlich Starkregen ein und Blitze zuckten am Himmel über Wiesen.

Große Gesten

Mit musikalisch großen Gesten wartete das US-Kollektiv Cigarettes After Sex auf. Ihr technisch sauber inszenierter Ambient-Pop verwandelte das Festivalgelände kurzerhand in eine traumverlorene Landschaft. Wer nicht vor der Bühne den Lippen von Sänger Greg Gonzalez folgte, der saugte auf der Wiese liegend die sphärischen Klänge ein. Neben Eigenproduktionen wie der aktuellen Singleauskopplung "Apocalypse", wurde von den Amerikanern auch die 80er-Rockband REO Speedwaggon gecovert, was bei einigen Fans sichtlich auf Begeisterung stieß.

Farewell Dear Ghost starteten ordentlich

Die Österreicher Farewell Dear Ghost starteten um 15 Uhr auf der Hauptbühne in den Festivaltag. Neben altbewährten Stücken wie "Fire" und "We Were Wild Once" gaben die Musiker mit "Pink Noise" und "Moonglass" Kostproben aus ihrem neuen Werk, das Mitte Oktober erscheinen wird. Tanzbar, fein arrangiert und energiegeladen präsentierten sich die neuen Stücke der in Graz gegründeten Band.

Wer konnte, sprang ins kühle Nass
Wer konnte, sprang ins kühle Nass © Kirin Kohlhauser

Manche Festivalbesucher nutzten den Vormittag sogar, um in den umliegenden Badeseen Abkühlung zu finden. Wiederum andere vertrieben sich die Zeit mit einer Partie Drehfußball und Tischtennis oder entspannten im Schatten spendenden Wald.