Mit einem Konzert im Jarkon-Park in Tel Aviv wollte die britische Band Radiohead ihre aktuelle "A Moon Shaped Pool" eigentlich sehr harmonisch ausklingen lassen. Aber der Auftritt sorgt seit geraumer Zeit für heftige Kontroversen. Grund ist der von etlichen Kunstschaffenden ausgerufene Israel-Boykott wegen der Palästina-Politik. Vor allem der vielfach preisgekrönte Filmemacher Ken Loach (81) warf der Band vor, im Konflikt zwischen der israelischen Regierung und Palästinensern nur eine Seite anhören zu wollen - jene der "Apartheid".

Der Vorwurf tritt eine Band, die stets für neue Töne zu haben war und ist, sich jeglichem Mainstream verweigert und die sich auch politisch immer wieder enorm engagiert. Bandleader Thom Yorke reagierte schroff: "In einem Land zu spielen, heißt nicht, seine Regierung zu unterstützen", schrieb er ein einem Statement. "Wir billigen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu genauso wenig wie Donald Trump", so Yorke. Musik, Kunst und Wissenschaft seiene allerdings dazu da, Grenzen zu überwinden, nicht welche zu errichten.

Radiohead gab bisher acht Konzerte in Israel, zuletzt aber vor 17 Jahren. Seit damals wuchs vor allem in US-Künstlerkreisen, aber auch unter britischen Kunstschaffenden, die Kritik an der Palästinenserpolitik Israels. Schon vor zwölf Jahren wurde eine Boykott-Initiative gestartet, um Druck auf Israel auszuüben. Auf die Seite der Band stellte sich der Sänger der mittlerweile aufgelösten Rockband R.E.M., Michael Stipe. Zu den prominenten Kritikern des kulturellen und wissenschaftlichen Boykotts gehören zudem „Harry Potter“-Autorin J. K. Rowling und der Autor Noam Chomsky. Sie verweisen darauf, dass sich dieser gegen ein demokratisches Land richte und dass viele prominente Musiker bereits in Diktaturen aufgetreten seien. Zahlreiche Künstler weigern sich aus politischen Gründen, in Israel aufzutreten. Unter ihnen sind Stevie Wonder, Carlos Santana und Lauryn Hill. Andere, etwa die Rolling Stones, Paul McCartney, Elton John und Bon Jovi gaben dagegen in den vergangenen Jahren Konzerte in Israel.