Der Festivalname "Out Of The Woods" liegt im Falle von Wiesen eigentlich nahe. Seit mehr als 40 Jahren wird in der burgenländischen Gemeinde im Sommer musiziert, mal jazzig-freigeistig, dann wieder lautstark und heavy. Ab Donnerstag ist die von Wäldern umringte Bühne drei Tage lang der Treffpunkt für die aktuelle Indie-Elite, mit den prominenten Headlinern Alt-J, Phoenix und Feist.

Schon im Vorjahr lockte das - nach dem Partnertausch von der lokalen Bogner Veranstaltungs GmbH neu aufgestellte - Festival mit einem ziemlich abwechslungsreichen Line-up. Während sich andere, gemeinsam mit Arcadia Live entwickelte Formate nicht samt und sonder durchsetzen konnten, dürfte dem "Out Of The Woods" dieses Schicksal erspart bleiben. Denn wo ähnlich gelagerte Indie-Feierlichkeiten zuletzt mit austauschbaren Namen aufwarteten und ein ziemlich lieblos zusammengestückeltes Programm boten, wird hier für Feinspitze aufgetischt.

Das macht schon der erste, noch zum Aufwärmen angelegte Tag deutlich: Mit Drangsal und Milky Chance sind am Donnerstag schwer einzuordnende Musiker aus Deutschland an der Reihe, die sich mal einer düsteren, eher elektronisch geprägten Schiene zuwenden, andererseits aber auch locker-flockig aus der Hüfte schießen. In einer eigenen Liga spielt wiederum Alt-J, jenes britische Kollektiv, das nun bereits drei Alben lang Rhythmen quer denkt, eingängige Melodien nach Belieben aus dem Ärmel schüttelt und eine ziemlich eigenständige Klangsprache entwickelt hat. Auch das kürzlich vorgelegte "Relaxer" untermauert das.

Und in ähnlicher Manier geht es weiter: Tanzbarer Pop von Metronomy wartet am Freitag ebenso auf wie Hymnisches von den Foals, während die heimische Szene durch Schmieds Puls vertreten wird. Die Formation um Sängerin Mira Lu Kovacs gehört sicherlich zu den spannendsten Vertretern aus Österreich, wenn es um markante Popentwürfe geht. Ziemlich süßlich sind aktuell Phoenix unterwegs, aber das ist im Fall der französischen Gruppe gleichermaßen selbstverständlich wie angenehm. Wer sein sechstes Album "Ti Amo" tauft, mit Synths, tanzbaren Beats und einer 80er-Ästhetik um die Ecke biegt, darf gedanklich auf Wolke sieben schweben.

Ist man dann noch nicht übersättigt, darf man sich auf den Abschluss am Samstag freuen: Von den Österreichern Farewell Dear Ghost, ebenso sphärisch wie durchschlagend in ihrem Sound, über den Ambientpop von Cigarettes After Sex sowie den kühlen Electroentwurf von Sohn bis zu Benjamin Clementines souligen Folkperlen - der Brite veröffentlicht Anfang Oktober mit "I Tell A Fly" sein zweites Album - reicht die Auswahl. Und dann wäre da noch Leslie Feist: Der Kanadierin, die mit "Pleasure" nach sechs Jahren wieder neues Material unter ihre Fans gebracht hat, gelingt das Kunststück, gleichermaßen kommerziell erfolgreich zu sein, wie von den treuen (und der Indie-Szene ergebenen) Anhängern nach wie vor respektiert zu werden. Ihre oft sperrigen, aktuell gerne eine ähnliche Ästhetik wie PJ Harvey nutzenden Songs sind schließlich auch mit so vielen Widerhaken ausgestattet, das ein Wiederhören stets lohnend ist. In Wiesens Wäldern gibt es einfach viel zu entdecken...