Die Klagen der Fans waren laut und zahlreich: Zu soft, zu beliebig sei die neue Single "Heavy" von Linkin Park, hieß es in Sozialen Netzwerken. Für die Band sind solche Reaktionen nichts Neues. Oft haben die Amerikaner mit Stilen gespielt und Erwartungen enttäuscht. Das macht die Gruppe, die heuer am Nova Rock in Nickelsdorf (14. bis 17. Juni) gastiert, auch auf dem neuen Album "One More Light".

Denn harte Gitarrenriffs und schnörkellosen Rock sucht man auf dem siebenten Studiowerk vergeblich. Mit dem Vorgänger "The Hunting Party" waren Linkin Park noch zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. "Heavy" hingegen ist astreiner Radiopop. Chester Bennington singt schwermütig über seine Gedanken. Im hymnischen Refrain fragt er, warum alles so schwer sei. Dann übernimmt die 21-jährige Sängerin Kiara als weiblicher Konterpart.

Mit mehr als 61 Millionen Likes ist Linkin Park laut Label die Band mit den meisten Facebook-Fans. Die Kalifornier füllen Stadien und spielen Headlinershows vor Zehntausenden. Ihr Debütalbum "Hybrid Theory" ist das meistverkaufte Debüt des Jahrhunderts.

Die Band selbst sieht den Frust der Fans gelassen. Früher hätte er sich über jemanden aufgeregt, der seine Musik nicht mag. "Ich hätte es persönlich genommen", sagte Bennington im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Heute mache er sich keine Gedanken mehr. Sein Ziel sei nie gewesen, möglichst viele Platten zu verkaufen oder Stadien zu füllen. "Unsere Absicht ist, Musik zu machen, die wir lieben."

Auf "One More Light", das am Freitag in den Handel kommt, sind die elektronischen Experimente vergangener Tage genauso Geschichte wie der Nu Metal aus den Anfangszeiten. Auch der charakteristische Rap von Mike Shinoda ist eine Seltenheit. Balladen ("One More Light") stehen neben eingängigem Poprock ("Talking To Myself") oder gefühliger Akustikgitarre ("Sharp Edges"). Maroon 5, Justin Bieber und andere Popsternchen lassen gar nicht mal so dezent grüßen.