Helene Fischer ist ein Phänomen. Sie tanzt, moderiert, singt, ist Entertainerin und Superpromi. Ihre vor drei Jahren erschienene Platte "Farbenspiel" hält sich in Deutschland und Österreich nach wie vor hartnäckig in den Charts. Jetzt bekommen die Fans aber neues Futter: Am heutigen Freitag ist das simpel "Helene Fischer" betitelte neue Album der Sängerin erschienen.

Publikumsmagnet

Die im russischen Krasnojarsk geborene Sängerin ist vielleicht Deutschlands bekanntester Schlagerstar. Ihre Fans gehören sicherlich zu den treuesten. Das weiß auch Fischer selbst. Der Deutschen Presse-Agentur sagt sie, ihre Anhänger hätten "in den letzten Jahren alles angenommen, was ich ihnen auf der Bühne präsentiert habe". Und das ist so einiges: Wenn sie in ihrer jährlichen Weihnachtsshow mit internationalen Stars zusammen singt, sitzen Millionen vor dem Fernseher. Tritt sie in Stadien oder großen Hallen auf, zieht sie Zehntausende an - wohlgemerkt: pro Konzert.

Was dort den Schein des Leichten trägt, ist harte Arbeit. "Generell ist in meinem Job Disziplin wichtig", sagt sie. Und geordnet scheint sie auch sonst zu sein. Wenn Medien um ein Interview bitten, ist das Private in der Regel tabu. Homestorys gibt es eigentlich keine. Allzu sehr hinter ihre Türen lässt sich Fischer nicht schauen. Das, was nach außen dringt, wird geregelt. Damit am Ende das Bild stimmt.

Karrieredisziplin

Was ihre Musik angeht, ist sie allerdings ganz offen. Rund ein Jahr habe sie sich nun auf die zum Album gehörige Tour vorbereitet, sagt die ausgebildete Musicaldarstellerin. Da brauche sie auch "Disziplin im sportlichen Sinne". Bald spielt sie fast 70 Shows in großen Hallen. Manche Konzerte waren schon ausverkauft, noch bevor nur ein Song von "Helene Fischer" überhaupt veröffentlicht war. In Österreich bekommen die Fans 2018 gleich mehrere Gelegenheiten, Fischer live zu erleben - fünf Mal konzertiert sie im Februar in der Wiener Stadthalle, am 11. Juli folgt der große Open-Air-Gig im Ernst-Happel-Stadion.

Als sie vor einigen Wochen in der Fernsehsendung ihres Partners Florian Silbereisen drei bisher unbekannte Lieder sang, stahl sie ihm damit zumindest ein wenig die Show. Dass sie mit ihrer neuen Platte gleich die Chartspitze erobern wird, scheint beinah eine ausgemachte Sache. Die Frage kann dann eigentlich nur lauten: Wie lange wird sie sich diesmal ganz oben halten? Dass man mit dem Genre Schlager bei den Verkaufszahlen durch die Decke schießen kann, ist zwar nicht neu, aber in Fischers Umfang sicherlich eine Seltenheit.

Liebe und Sehnsucht

Viele der Songs auf "Helene Fischer" drehen sich um Liebe, Sehnsucht und die Macht der Zweisamkeit - mal als Popschlager, oft als emotionale Ballade. Doch zuweilen bricht sie aus den erprobten Wegen aus - und macht "Helene Fischer" erst richtig interessant. Da ist etwa "Achterbahn" mit augenzwinkerndem Schnips-Beat und Autotune überm Refrain ("Gefühle außer Plan, wie in 'ner Achterbahn"). Möglich, dass für diesen auf Sommerhit geschmiedeten Song die "Atemlos"-Fußstapfen nicht allzu groß sein könnten.

Wirklich gut produziert ist auch der Eurodisco-Stampfer "Herzbeben". Den singt Fischer trotz mancher Textschwäche so voller Drang, dass ihre Stimme endlich mal ein wenig nach Reibeisen klingt. Und solch einen Electro-Beat muss man im Genre Schlager sowieso länger suchen. Das könnte den ein oder anderen traditionellen Fan zwar ein wenig zu sehr durch die Ohren wummern. Aber sei's drum.

"Purer geht es nicht"

Fischer scheint zu wissen, wie sie alle möglichen Geschmäcker bedient. Sollte sie mit dem einen Song mal anecken, kommt beim nächsten schon ein anderer Stil, mit dem sie die Hörer am Ende schließlich doch noch kriegt. Das spiegelt irgendwie genau die Frau wider, die beherrscht an ihrem Erfolg arbeitet. "Purer Helene Fischer geht nicht", sagt sie selbst über die Platte.

Drei Jahre lang stellte sie das meistverkaufte "Album des Jahres" in Deutschland, zweimal hintereinander allein mit "Farbenspiel" (darauf der Mega-Hit "Atemlos"). Schaut man sich die allgemeine Erwartung an den Nachfolger an, scheint ihr derzeit von der deutschen Konkurrenz niemand das Wasser reichen zu können. Vielleicht ist Helene Fischer nur ihre eigene Konkurrentin. Kann sie sich selbst toppen? Wenn ja, wäre dies das konsequente Ergebnis ihrer Disziplin.