Es ist eine Reflexion meiner eigenen Hörgewohnheiten.“ Manu Delago mag es abwechslungsreich. Dementsprechend hat das neue Album des gebürtigen Tirolers eine leise und eine laute Seite. Für „Metromonk“ hat der Hang-Spieler sozusagen die Ruhe der Berge und die Hektik der Stadt eingefangen. Was aufwendig klingt, ging ihm offenbar recht leicht von der Hand.


Anknüpfungspunkte der CD sind einerseits der 2015 erschienene Vorgänger „Silver Kobalt“, andererseits die ausgiebigen Tourneen für das eigene Projekt sowie mit Künstlern wie Björk oder Anoushka Shankar. Vergangenen Winter sind in relativ kurzer Zeit die Songs entstanden, wie Delago im APA-Interview verrät. „Bei den Alben davor war das ein längerer Prozess, da war mehr reingepackt aus verschiedenen Ecken. Jetzt war es zeitlich wie aus einem Guss, auch wenn es musikalisch in zwei Hälften geteilt ist.“


Die Reise „von ganz leise bis ganz laut“, die Delago gerne auch live unternimmt, findet letztlich ihren Widerhall im Titel: „Die Idee mit den beiden Polen war von Anfang an da. Das hat sich auch im Alltag widergespiegelt. Einerseits meine Heimat in den Bergen, andererseits mein Leben seit zehn Jahren in der Stadt“, sagt der in London tätige Musiker. „Lange habe ich versucht, einen Titel zu finden, der das ausdrückt. Bis ich in Bangkok einen Mönch sah, der im stressigen Verkehrsgetümmel durch die Straßen geschwebt ist. Das Bild hat es für mich zusammengeführt.“


Das Hang, im Jahr 2000 von zwei Schweizern erfunden, ist ein linsenförmiges, hohles, aus Metallhalbschalen hergestelltes Instrument mit rund einem halben Meter Durchmesser, das mit Fingern und Händen gespielt wird. Trotz oder vielleicht gerade wegen der Exotik seines Instruments hat es der 32-Jährige zu internationaler Beachtung und Anerkennung gebracht. Auf Delagos „Metromonk“ finden sich diesmal Gäste wie die Sängerin und Geigerin Isa Kurz, die Mitglied seines Live-Trios ist, aber auch der französische Jazztrompeter Erik Truffaz.
Einflüsse seien nicht zuletzt jenen von Kollegen gekommen, mit denen der Hang-Spieler, Schlagzeuger und Produzent in den vergangenen Jahren die Welt bereist hat. „Man verbringt auf Tour viel Zeit miteinander, das färbt schon ab. Aber es ist nicht so, dass man unbedingt erkennt, wo die Inspiration oder der Funke ursprünglich hergekommen sind.“


Letztlich habe sein künstlerischer Ausdruck über die Jahre „ein langsames, konstantes Wachstum“ erlebt, sagt Delago. Einen Durchbruch sieht er allerdings nicht. „Ich wüsste nicht, wann ein solcher Punkt da ist. Es ist ganz gut, wenn man ein Streben hat, sich weiterzuentwickeln. Ich denke daher nicht: Jetzt bin ich angekommen. Da sind mir andere Kategorien wichtiger. Zum Beispiel: Was kann ich Neues machen, oder was kann ich künstlerisch anders machen?“